Der Traum von den drei Herzen

Nachdem Familie Herz die Träume der Jungen ein wenig beeinflusst hat, sind sie erschöpft auf einem Kissen im Zimmer von Marco und Lukas eingeschlafen. Bei den Jungen im Zimmer steht ein selbstgebautes Zelt mit einer großen Matratze und unter der Decke hängt eine Lichterkette. Familie Herz findet es sehr gemütlich bei Marco und Lukas.

Am nächsten Morgen unterhalten sich die Jungen direkt nach dem Aufwachen. „Lukas, ich hatte heute einen komischen Traum. Erinnerst du dich noch an die gehäkelten Herzen mit Gesichtern, die wir vor zwei Jahren von Mama zu Weihnachten bekommen haben?“, fragt Marco. „Ja, an die erinnere ich mich gut. Die sind so schön“, entgegnet Lukas und wollte noch mehr sagen, aber Marco erzählt bereits weiter. „Von den drei Herzen habe ich heute Nacht geträumt. Das orangene, also mein Herz, hat für das rote und grüne Herz einen Adventskalender gefüllt. Es hat sich richtig viel Gedanken gemacht, worüber sich die beiden anderen freuen würden und war ganz gespannt auf die Reaktion der beiden. Das grüne Herz hat ein selbstgemachtes Armband in seinen Lieblingsfarben bekommen und das rote Herz eine wunderschöne Kette. Aber weißt du, wie die beiden reagiert haben?“, möchte Marco wissen. „Ja, das weiß ich. Sie haben sich ihre Geschenke angesehen und sie dann an die Seite gelegt. Ohne ein einziges Wort zu sagen“, erwidert Lukas. „Woher weißt du das?“, fragt Marco überrascht. „Ich habe das gleiche geträumt. Nur das in meinem Traum mein grünes Herz die Geschenke verteilt hat“, erklärt Lukas. „Ich habe richtig mit meinem gehäkelten Herz mitgefühlt. Es war so traurig, denn seine Bemühungen wurden gar nicht beachtet“, sagt Marco. „Genauso habe auch ich mich gefühlt. Aber warum haben wir beide den gleichen Traum?“, überlegt Lukas. „Hat es mit unserem eigenen Verhalten zu tun? Schließlich haben wir uns gestern ähnlich gegenüber Mama, Papa und auch Ida verhalten. Wir haben unseren Adventskalender geöffnet und ihn nicht weiter beachtet“, sagt Marco. „Stimmt, in das Buch von Woozle Goozle habe ich immer noch nicht geguckt. Obwohl ich unbedingt diesen Adventskalender haben wollte“, stimmt Lukas zu. „Und meine Fußballkarten liegen auch noch auf dem Tisch. Ich hätte sie ja schon mal in die Lücken von meinem Fußballheft einsortieren können“, ergänzt Marco mit einem schlechten Gewissen. „Vielleicht sollten wir uns heute ein bißchen mehr mit unseren Sachen beschäftigen … immerhin hat Mama genau aufgepasst, was wir uns gewünscht haben“, schlägt Lukas vor. „Ja, das ist eine gute Idee. Komm, wir gehen mal nachsehen, was in unseren Söckchen ist“, sagt Marco. Damit verlassen die beiden Kinder das Zimmer.

 

Das kleine Herz schaut seine Eltern zufrieden an. „Wenn ich mir das so anhöre, scheint unser Schauspiel im Traum genau die richtige Wirkung auf die Kinder zu haben“, sagt es. „Das freut mich sehr“, sagt Papa Herz. „So wissen wir schon mal, dass die Kinder in ihren Träumen sehr aufmerksam sind und sich am nächsten Morgen noch Gedanken dazu machen“, freut sich auch Mama Herz. „Sollen wir den Kindern mal hinterhergehen und nachsehen, wie sie sich heute fühlen, wenn sie in ihr Söckchen geschaut haben?“, fragt das kleine Herz gespannt. „Ja“, antwortet Papa Herz, „das interessiert mich auch sehr!“

 

Familie Herz schleicht sich oben an die Treppe, schaut gespannt zu den Kindern hinunter und sieht, dass Ida auch schon wach ist. Marco, Lukas und Ida stehen gespannt an den Söckchen und holen ihr zweites Geschenk heraus. „Der Anblick wie die dreit dort stehen, ist auf jeden Fall schon mal sehr schön“, flüstert das kleine Herz.

 

Heute darfst du anfangen, Lukas“, sagt Marco und lässt seinem Bruder den Vortritt. Lukas holt eine rote Lupe aus dem Adventskalender und schaut etwas kritisch. „Keine Ahnung, wofür das gut sein soll“, sagt er. „Dann lass uns gleich mal gemeinsam in das Woozle Goozle Buch schauen. Dort steht bestimmt die Erklärung dazu“, sagt Marco. „Ja, das machen wir. Aber erst ist Ida dran“, sagt Lukas. Ida holt einen kleinen Buntstift von Anna und Elsa heraus. „Der ist ja schön bunt! Seht mal, der hat lila, pink und blau in seiner Mine“, freut sich Ida. „Den muss ich gleich mal ausprobieren!“ „Aber erst, wenn Marco auch in sein Söckchen geschaut hat“, bremst Lukas seine kleine Schwester aus. Marco zieht wie am Vortag zwei Fußballkarten aus dem Söckchen heraus. „Wieder zwei Karten, die ich noch nicht habe! Schau mal, der Top-Stürmer von Eintracht Frankfurt und Thomas Müller“, freut sich Marco. „Sollen wir die gleich einsortieren?“, fragt Lukas. „Ja, ich hole das Heft“, entgegnet Marco.

Ida wundert sich ein wenig über die Begeisterung von ihren Brüdern und fragt: „Wollt ihr denn gar kein Smartphone spielen?“ „Erst einmal möchten wir uns mit unseren Geschenken beschäftigen“, entgegnet Marco. „Woher kommt euer großes Interesse an den Geschenken? Gestern hat es euch doch gar nicht interessiert“, möchte Ida wissen. Lukas und Marco erzählen Ida von ihren Träumen. Ida staunt und wundert sich, warum ihre Brüder einen ähnlichen Traum hatten. „Meint ihr, dass es eine Bedeutung hat, wenn ihr zwei fast das gleiche träumt?“, fragt sie. „Darüber haben wir auch schon nachgedacht. Hattest du denn nicht den gleichen Traum?“, möchte Lukas wissen. „Ich habe geträumt, dass ich Besuch von meinem roten Herz hatte. Es hat mit mir Frisör gespielt und mir verschiedene Frisuren gemacht. Außerdem hat es sich mit mir über meine neue Haarspange von Anna und Elsa gefreut. Das hat sich toll angefühlt, wenn jemand die Freude mit mir teilt“, schwärmt Ida. „Also hattest du auch einen Traum mit dem selbst gehäkelten Herz, welches wir von Mama bekommen haben“, überlegt Marco. „Ja“, sagt Ida. „Wo sind die Herzen überhaupt? Sollen wir die mal suchen?“, fragt Lukas. „Ich habe sie heute Morgen noch in unserem Zimmer gesehen“, entgegnet Marco. „Ich hole sie mal.“

 

Familie Herz hat diesen Satz zum Glück mitbekommen und läuft schnell zurück in das Kinderzimmer. Kaum liegen sie auf dem Kissen, kommt Marco ins Zimmer und nimmt die drei Herzen in die Hand. Er schaut sie an und flüstert: „Danke, dass ihr uns einen so tollen Traum geschenkt habt!“ Das kleine Herz fühlt sich wunderbar, aber es zeigt keine Reaktion. Es möchte erst mit seinen Eltern besprechen, ob sie mit den Menschen reden dürfen.

 

Marco läuft zu seinen Geschwistern und jeder der drei Kinder nimmt sein gehäkeltes Herz in die Hand. Lukas lächelt sein grünes Herz liebevoll an und Ida nimmt ihr rotes Herz ganz fest in den Arm und gibt ihm ein Küsschen ins Gesicht. Anschließend sortieren sie gemeinsam die Fußballkarten von Marco ein, lesen die ersten beiden Geschichten aus dem Woozle Goozle Buch von Lukas und probieren anschließend Ida’s Stift aus. Das kleine Herz und seine Eltern werfen sich einen stolzen Blick zu und sind überglücklich.

 

Bevor die Kinder zum Frühstück am Adventskranz in die Küche gehen, setzen sei ihre drei Herzen nebeneinander auf das Sofa. „Macht es euch gemütlich, ihr drei Herzen. Wir kommen nachher wieder“, sagt Lukas.

 

Als Familie Herz alleine im Wohnzimmer ist können sie endlich miteinander sprechen. „Ich bin ja so glücklich“, ruft das kleine Herz. „Ich hätte nicht gedacht, dass bereits ein Traum so viel Wirkung zeigt!“ „Das macht mich ebenfalls sehr stolz“, sagt Papa Herz. „Und dieses Gefühl, endlich mal wieder von den Kindern beachtet und gekuschelt zu werden. Das hatten wir schon lange nicht mehr!“, fügt Mama Herz hinzu. „Und das Küsschen von Ida hat sich wunderbar angefühlt. Ich glaube, dass es eine sehr gute Idee von uns war, das Leben der Menschen ein wenig zu verändern“, sagt das kleine Herz. „Und dennoch sollten wir anfangs noch so tun, als wären wir ’nur‘ gehäkelte Herzen und die Menschen weiter beobachten“, meint Papa Herz. „Nun lass uns aber erst einmal schlafen. Ich bin von der letzten Nacht noch sehr müde“, sagt Mama Herz und macht bereits die Augen zu.

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