Nach dem gemeinsamen Frühstück gehen die Kinder draußen spielen. Denn das Wetter ist fantastisch. Marco und Lukas spielen im Garten Fußball, während Ida in der Einfahrt mit den Rollschuhen übt. Die Mutter kümmert sich um den Wohnungsputz, denn in zwei Tagen ist schließlich schon Weihnachten. Der Vater sitzt noch alleine in der Küche, denn er überlegt sich, was er heute noch alles machen muss. Dabei blickt er immer wieder zu den drei Herzen, die am Adventskranz sitzen.
Er kommt sich lächerlich vor, dass er glaubt, dass diese gehäkelten Herzen sprechen könnten. Aber irgend etwas ist besonders an ihnen. Er schaut dem grünen Herz tief in die Augen und meint ein blinzeln gesehen zu haben. „Das kann doch nicht sein. Ihr könnt doch nicht blinzeln. Oder euch die Hände vor den Mund halten“, murmelt er vor sich, während er zum kleinen Herz schaut. Denn er erinnert sich zu gut daran, dass er bei dem roten Herz eine Handbewegung gesehen hat, als es im Schwimmrucksack lag. „Wir wollen dich nicht länger auf die Folter spannen“, sagt Papa Herz nun zu ihm. „Wir sind lebendig und wir begleiten deine Kinder bereits durch die Adventszeit.“ Piet weiß gar nicht, was er sagen soll. Daher spricht das kleine Herz weiter: „Wir sind Familie Herz. Ich bin das kleine Herz und das sind Papa und Mama Herz. Am letzten Sonntag hat Laura uns auch entdeckt. Wir haben etwas wild im Schnee getobt und daher hat sie uns gesehen.“ „Aber das gibt es doch gar nicht“, stottert der Vater. „Wie kann das sein? Ich meine, wie konntet ihr zum Leben erwachen?“ Papa Herz erklärt es Piet genauso, wie er es schon den Kindern und Laura erklärt hat. Piet kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
Zum Schluss stellt Mama Herz dem Vater noch die gleiche Frage, wie der Mutter damals: „Was stört dich eigentlich am meisten? Was würdest du gerne ändern, um glücklicher zu sein?“ „Das ist eine gute Frage. Am meisten stört es mich, dass ich so viel arbeiten muss und daher relativ wenig Zeit mit meiner Familie habe. Das würde ich gerne ändern. Ich würde auch Laura gerne mehr unterstützen, sowohl beim Haushalt, als auch bei der Kindererziehung. Aber als Firmenchef ist meine Freizeit stark begrenzt. Ich habe es in den letzten Wochen jedenfalls sehr genossen, dass die Stimmung zu Hause sehr angenehm und friedlich war. Das war vor der Adventszeit noch ganz anders. Da spürte ich viele Spannungen in der Luft, wenn ich durch die Wohnungstür gekommen bin. Und ehrlich gesagt, hat mich das dann auch nicht sonderlich motiviert früher nach Hause zu kommen.“ „Das kann ich gut verstehen. Wir fanden es hier zuletzt auch sehr freudlos und jeder hat für sich gelebt. Aber die letzten Wochen haben uns an vergangene Zeiten erinnert“, sagt Papa Herz.
„Daran seid ihr wahrscheinlich nicht ganz unschuldig“, meint Piet. „Wir haben uns in der Tat ein paar Sachen einfallen lassen, die zu einem besseren Umgang miteinander geführt haben. Aber deine Kinder sind echt pfiffig! Die meisten Veränderungen haben sie sich selbst überlegt“, lobt Mama Herz die drei Kinder. „Das zu hören, macht mich sehr stolz“, sagt Piet. Die drei Herzen freuen sich darüber. „Und um auf deine Frage zurückzukommen, Mama Herz. Da sich in den letzten Wochen schon viel verändert hat, was mich glücklich macht, muss ich nun an mir selbst arbeiten. Ich sollte weniger arbeiten, denn 10 Stunden am Tag sollten auch für einen Firmenchef reichen. Ich sollte dafür mehr mit meiner Familie machen. Wir könnten sonntags eine Radtour machen, denn daran hat Lukas viel Spaß. Marco würde sich sicherlich freuen, wenn ich ihm ab und zu beim Spiel zuschaue, oder hier eine Runde mit ihm kicke. Und Ida liebt es, wenn man mit ihr spielt oder ihr vorliest. Wenn ich mit jedem Kind etwas mehr Zeit verbringen würde, wären wahrscheinlich alle glücklicher“, überlegt sich der Vater. „Und was ist mit Laura und dir? Was würde euch gut tun?“, fragt Mama Herz. „Uns fehlt auf jeden Fall Zeit für uns. Wir müssten ab und zu alleine rausgehen. Einfach mal zusammen ins Kino, gemütlich Essen gehen oder einen Spaziergang in der Natur machen. Das machen wir nämlich viel zu selten“, antwortet Piet. „So wie Laura uns erzählt hat, passen die Großeltern gerne mal auf die Kinder auf“, sagt das kleine Herz. „Ihr könntet mit denen ja zweimal im Monat einen Termin für’s Kinder aufpassen vereinbaren. So haben sie noch mal öfter Zeit mit ihren Enkeln und ihr Zwei habt ein wenig Zeit für euch.“ „Das sind sehr gute Vorschläge. Und so naheliegend. Ich frage mich, warum ich da nicht selbst drauf gekommen bin“, sagt Piet. „Es fehlt oft nur ein neutraler Blick von außen. Denn man selbst ist häufig in seinem Alltagstrott gefangen und findet keinen Ausweg“, erwidert Mama Herz.
„Jetzt sagt mir bitte nur noch eins. Bleibt der Zauber von euch das ganze Jahr bestehen? Begleitet ihr uns noch länger, oder hört das nach der Adventszeit auf?“, möchte der Vater wissen. „In den letzten zwei Jahren waren wir das ganze Jahr lebendig und ich denke nicht, dass sich das nun ändern wird“, sagt Papa Herz. „Das freut mich sehr! Denn in zwei Tagen ist ja schon Weihnachten und ich wäre wirklich traurig, wenn dieser Zauber dann vorbei wäre. Ihr habt unserer Familie sehr gut getan und es fühlt sich richtig gut an, mit euch zu sprechen“, freut sich Piet.
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