Die Mutter lernt die drei Herzen kennen

„Ich bin ganz aufgeregt auf das Gespräch mit der Mutter“, sagt das kleine Herz. „Ich hätte nie gedacht, dass wir mal mit Erwachsenen in Kontakt kommen“, flüstert Mama Herz. „Und das alles nur, weil wir gestern nicht vorsichtig genug waren“, mahnt Papa Herz. „Es hat so einen Spaß gemacht. Da habe ich alles um mich herum vergessen“, sagt das kleine Herz entschuldigend. „Papa und ich haben ja auch nicht aufgepasst“, tröstet Mama Herz.


Beim Frühstück wirft die Mutter den drei gehäkelten Herzen immer wieder ungläubige Blicke zu, aber sie lächelt dabei. Sie winkt den dreien zum Abschied, als sie mit den Kindern die Wohnung verlässt und die drei Herzen winken vorsichtig zurück. „Ich kann es wirklich kaum erwarten, dass die Mutter wieder kommt“, sagt Papa Herz.

Dann endlich hören sie den Schlüssel in der Wohnungstür. „Das wird die Mutter sein“, meint Mama Herz. Und tatsächlich kommt die Mutter wieder nach Hause. Sie zieht ihre Schuhe und die Jacke aus und kommt direkt in die Küche zu den drei Herzen. „ Zuerst möchte ich mich vorstellen: ich bin Laura. Ihr habt euch ja gestern bereits vorgestellt, aber da konnte ich das alles noch gar nicht glauben. Darf ich euch mit auf das Sofa nehmen? Dort können wir uns besser unterhalten.“, sagt sie. „Sehr gerne“, antwortet Papa Herz und klettert als erstes auf die ausgestreckte Hand der Mutter. Mama Herz und das kleine Herz folgen aufgeregt.

 

Mit den drei Herzen in der Hand geht Laura in das Wohnzimmer und setzt sich auf das Sofa. „Es ist also wirklich kein Traum von mir gewesen. Ihr seid lebendig“, stellt sie fest. „Ja, und das haben wir dir zu verdanken! Du hast uns damals mit Liebe gehäkelt und uns an Weihnachten verschenkt. Das hat bei deinen Kindern leuchtende Augen und glückliche Herzen gezaubert. Dadurch ist der Weihnachtszauber auf uns gekommen und an dem Heiligen Abend vor zwei Jahren sind wir lebendig geworden“, erklärt Mama Herz. „Das gibt es doch gar nicht“, staunt die Mutter. „Doch! Du musst wohl sehr viele positive Gedanken gehabt haben, als du uns gehäkelt hast“, sagt das kleine Herz. „Ja, die hatte ich in der Tat“, sagt Laura mit Tränen in den Augen. „In der Adventszeit ist mir bewusst geworden, dass ich mich sehr glücklich schätzen kann, dass wir drei so tolle, gesunde Kinder haben! Und um unseren Kindern das zu zeigen, wollte ich ihnen ein ganz besonderes Geschenk machen. Etwas selbst gemachtes, dass ihnen zeigen soll, wie lieb ich sie habe! Dieses Geschenk ward ihr.“ „Wieso ist dir ausgerechnet in der Adventszeit bewusst geworden, wie wertvoll es ist, dass alle gesund sind?“, möchte Papa Herz wissen. „Vor fünf Jahren in der Adventszeit war Ida sehr krank. Wir wussten nicht, ob wir ein gemeinsames Weihnachten erleben werden. Aber es ist zum Glück alles gut gegangen. Als ich euch gehäkelt habe, habe ich an diese schweren Zeiten gedacht. Und mir gingen alle Gefühle durch den Kopf, die ich damals hatte. Aber am Ende hat die Liebe über alles gesiegt und wir können uns glücklich schätzen, dass wir die Adventszeit nun gemeinsam erleben können“, erzählt die Mutter weiter. „Das klingt ja nach richtig schweren Zeiten“, sagt das kleine Herz traurig. „Das waren schwere Zeiten. Aber in diesen Zeiten sind wir alle viel näher zusammen gerückt, haben uns unterstützt und uns gegenseitig Halt gegeben. Marco und Lukas sind zu einer Einheit geworden – zwei Jungs, die sich über alles lieben und den anderen brauchen, um glücklich zu sein. Mein Mann Piet hat sich viel mehr um die Jungs gekümmert als sonst. Die Großeltern waren jeden Tag im Wechsel für die Kinder da. So konnte ich mich in der Zeit voll und ganz auf Ida konzentrieren. Es hat mir das Herz zerrissen in der Adventszeit nicht zu Hause bei Marco, Lukas und Piet zu sein, aber es musste sein, damit Ida schnell gesund wird“, erzählt die Mutter mit Tränen in den Augen.

 

Das kleine Herz kuschelt sich in die Hand von Laura. „Wie gut, dass es euch jetzt allen so gut geht“, sagt Mama Herz. „Da hast du recht“, erwidert die Mutter. „Allerdings habe ich derzeit das Gefühl, dass uns die Eigenschaften, die wir vor fünf Jahren hatten, immer mehr abhanden gekommen sind. Dankbarkeit, Freude, Zusammenhalt, Lust auf gemeinsame Unternehmungen … all das ist in den letzten Monaten viel zu kurz gekommen“, sagt Laura nachdenklich. „Hast du denn das Gefühl, dass es sich in dieser Adventszeit geändert hat?“, möchte Papa Herz wissen. „In den letzten zwei Wochen hat sich einiges geändert. Die Kinder spielen weniger Smartphone, dafür machen wir als Familie wieder mehr zusammen. Ich habe wieder öfter ein Danke gehört und die Stimmung ist ebenfalls viel besser geworden“, sagt Laura. „Wir haben die Kinder durch Träume auf einige Mißstände aufmerksam gemacht. Und die drei haben sich viele Gedanken gemacht, wie es besser laufen kann. Sie haben einige Veränderungen getätigt und seitdem fühlt es sich hier im Haus wieder viel harmonischer an“, sagt das kleine Herz stolz. „Ich weiß gar nicht, wie ich euch dafür danken soll“, entgegnet die Mutter verlegen. „Das ist doch das Mindeste, was wir für euch machen können“, sagt Papa Herz. „Ohne dich würde es uns ja gar nicht geben!“ „Werdet ihr uns denn noch weiter unterstützen?“, möchte die Mutter nun wissen. „Na klar! Es gibt noch immer ein paar Dinge, die nicht so gut laufen. Und auch an denen würden wir gerne mit euch arbeiten“, sagt Mama Herz augenzwinkernd. „Außerdem ist es für uns jetzt viel spannender hier im Haus, seitdem ihr wisst, dass wir lebendig sind. Wir nehmen an eurem Leben teil. Und das fühlt sich richtig gut an!“, sagt das kleine Herz glücklich.

 

„Was stört dich eigentlich am meisten? Was würdest du gerne ändern, um dich besser zu fühlen?“, möchte Papa Herz von Laura wissen. „Hmm, das ist eine schwere Frage. Ich persönlich habe das Gefühl, dass ich kaum Zeit für mich alleine habe. Mal ein gutes Buch lesen, in Ruhe in die Badewanne oder Sauna gehen oder einfach mal eine schöne CD hören – ich wüsste nicht, wann ich das das letzte mal gemacht habe. Immer wenn ich mal Zeit dafür hätte, sagt mir mein Kopf, dass ich erst noch dies und das erledigen muss. Tja, und dann ist meine Freizeit auch schon wieder um“, überlegt die Mutter. „Du machst auch fast die ganze Hausarbeit alleine, oder?“, fragt Mama Herz. „Ja, das meiste bleibt an mir hängen. Piet ist viel arbeiten und von Marco, Lukas und Ida bekomme ich leider kaum Unterstützung“, seufzt die Mutter. „Vielleicht können wir da ja was machen“, überlegt Papa Herz und schaut augenzwinkernd zu dem kleinen Herz und Mama Herz. „Das würde mich auf jeden Fall sehr freuen“, sagt Laura.

„Jetzt muss ich allerdings noch ein wenig arbeiten. Ihr glaubt gar nicht, wie gut es sich anfühlt, mit euch gesprochen zu haben“, sagt die Mutter leicht verlegen. „Das freut mich“, antwortet Papa Herz. „Sollen wir Piet denn auch verraten, dass ihr lebendig seid?“, möchte Laura wissen. „Ich denke, es ist am besten, wenn er es ebenfalls selbst herausfindet“, meint Papa Herz.

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