Lukas wird als erster wach. Er denkt lange über seinen Traum nach. Denn dieser handelte schon wieder von den drei gehäkelten Herzen. Schon merkwürdig, dass die derzeit so oft in den Träumen auftauchen. Und vor allem haben die Träume häufig mit dem Leben seiner Familie zu tun. Es scheint ihm fast so, als wollen die Herzen ihnen ihr eigenes Leben spiegeln.
In diese Überlegungen wird auch Marco wach. „Hast du auch wieder von den drei Herzen geträumt?“, möchte er sofort wissen. „Ja, habe ich. Und ich konnte mich wieder sehr gut in den Traum hineinversetzen“, gibt Lukas zu. „Ich auch. Mein orangenes Herz kam vom Fußball nach Hause und war super drauf. Aber alle haben auf es eingeredet, als es durch die Tür gekommen ist. So konnte es sich gar nicht mehr an die schönen Momente des Fußballs erinnern“, erzählt Marco. „Lass mich raten. Dann hat dein Herz die Tür geknallt und die anderen angeschrien, dass sie es in Ruhe lassen sollen“, fügt Ida hinzu, die inzwischen ebenfalls in das Zimmer ihrer Brüder gekommen ist. „Ja, genau! Hattest du etwa auch wieder so einen ähnlichen Traum?“, fragt Marco. „Logischerweise schon, denn scheinbar haben wir diese Träume immer zusammen“, entgegnet Ida.
„Bei mir kam mein grünes Herz von einer Fahrradtour mit seinen Freunden zurück nach Hause. Es hatte super viel Spaß gehabt und tolle Sachen erlebt. Aber auch mein Herz wurde von euren Herzen total ausgefragt. Ich kann gut nachvollziehen, dass man davon genervt ist. Denn es werden einem ja ganz andere Fragen gestellt, als über die Erlebnisse, die man gerade selbst im Kopf hat. Das grüne Herz wurde zum Beispiel gefragt, wo es her gefahren ist. Dabei hat es in dem Moment an eine Geschichte gedacht, die sein Freund ihm erzählt hat“, berichtet Lukas. „Das hat das grüne Herz natürlich total genervt, denn so gehen die guten Gedanken ja nach und nach weg“, ergänzt Marco. „So war es bei dir gestern nach dem Training wahrscheinlich auch, oder?“, fragt Lukas. „Ja, ich habe an die Tricks gedacht, die ich mit Jason gemacht habe und Papa fragt mich, wie es beim Training war. Das hat mich aus meinen Gedanken gerissen“, gibt Marco zu. „Aber ich wollte doch von dir wissen, ob du ein Tor geschossen hast und da hast du schon richtig sauer reagiert“, sagt Ida kleinlaut. „Ich weiß. Da war ich bereits genervt, weil ich sofort mit Fragen bombardiert wurde. Ich hatte ja noch nicht mal meine Fußballschuhe aus“, erwidert Marco. „Es tut mir leid, dass ich so wütend reagiert habe!“ „Schon okay! Nach diesem Traum kann ich es ja auch verstehen“, sagt Lukas. „Ich nehme deine Entschuldigung auch an“, sagt Ida. „Vielleicht müssen wir uns gegenseitig mehr Luft lassen und die anderen erst mal zu Hause ankommen lassen.“ „Das ist eine gute Idee. Wenn ich meine Gedanken zu Ende gehabt hätte, hätte ich bestimmt von meinem Training und den Toren erzählt. Aber eben erst dann, wenn mein Kopf frei gewesen wäre“, sagt Marco dankbar. „Dann werden wir schon mal versuchen, dass umzusetzen. Aber Papa und Mama müssen wir das auch noch beibringen. Denn die bombardieren uns fast immer mit Fragen, wenn wir nach Hause kommen“, fügt Lukas hinzu. „Ja, genau: wie war es im Kindergarten? Mit wem hast du gespielt? Was gab es zum Mittagessen? Und und und…“, sagt Ida grinsend. Ihre Brüder müssen lachen, denn das sind auch die Fragen, die sich nach der Schule zu hören bekommen. „Mama und Papa müssen wirklich noch einiges lernen“, sagt Marco grinsend.
„Nur wieso kommen diese Träume derzeit so oft? Und warum passen die Themen in den Träumen meistens zu unserem Verhalten vom Vortag?“, überlegt Marco. „Auch wenn ihr mir nicht glauben wollt. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass von den Herzen ein Zauber ausgeht. Ich finde, sie haben menschliche Züge bekommen in den letzten Tagen. Ich meine sogar, dass mir mein rotes Herz schon einmal zugezwinkert hat“, sagt Ida voller Überzeugung. „Ich kann mir das nicht vorstellen. Wie soll denn aus einem Wollknäuel, dass die Herzen schließlich mal waren, und Watte ein echtes, lebendes Wesen werden?“, fragt Lukas skeptisch. „Das scheint mir auch ein wenig verrückt zu sein. Allerdings würde ich mich sehr freuen, wenn deine Vermutung stimmt, Ida“, gibt Marco zu. „Klar, wäre das cool! Und vielleicht gibt es sie ja doch … die magische Adventszeit. Schließlich bringt uns das Christkind auch jedes Jahr Geschenke!“, sagt Lukas nachdenklich.
Als die drei Kinder nach unten gegangen sind, jubelt das kleine Herz: „Habt ihr das gehört! Selbst Marco und Lukas würden sich freuen, wenn wir leben! Ich bin momentan so glücklich, dass ich durch das ganze Haus hüpfen könnte!“ Papa und Mama Herz fühlen ebenfalls eine unglaubliche Freude! „Die Kinder können ihre Träume so gut deuten und übertragen es direkt auf ihr eigenes Leben“, staunt Papa Herz. „Und dann überlegen sie auch schon weiter und fragen sich, warum diese Träume derzeit so häufig vorkommen“, sagt Mama Herz stolz. „Die drei sind schon ganz besonders!“, freut sich das kleine Herz. „Das kannst du laut sagen. Und es macht mich sehr glücklich, dass wir uns in diesem Jahr das Herz gefasst haben, um Veränderungen in das Leben der Menschen zu bringen“, sagt Papa Herz. „Wann dürfen wir denn endlich mit den Kindern Kontakt aufnehmen?“, möchte das kleine Herz wissen. „Da kommt deine Ungeduld wieder durch, mein Schatz“, sagt Mama Herz. „Ich würde vorschlagen, dass du morgen mit Lukas mit dem Fahrrad mitfährst. Sonntags macht er doch meistens eine Tour durch den Wald. Dabei kannst du ihn beobachten! Denn dann hast du mit allen drei Kindern einen Ausflug gemacht – ohne das sie wussten, dass du wirklich lebst!“, schlägt Papa Herz vor. „Das ist eine sehr gute Idee! Vielleicht bekommst du da ja auch noch einen wichtigen Eindruck oder ein besonderes Erlebnis“, fügt Mama Herz hinzu. „Sehr gerne. Ich wollte immer schon mal mit dem Fahrrad durch die Wälder fahren“, sagt das kleine Herz augenzwinkernd.
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