Am nächsten Morgen stürmt Ida in das Zimmer von Marco und Lukas. Sie hat ganz rote Bäckchen vor Aufregung. „Marco! Lukas! Wacht auf! Ich hatte einen ganz wunderbaren Traum! Zwei Wichtel haben mich besucht. Der kleine hatte eine grüne Latzhose und ein gelbes Hemd an. Der größere hatte eine blaue Hose an. Außerdem trug er ein grünes Hemd. Die beiden hatten eine knallrote Mütze auf dem Kopf. Sie sahen so echt aus, als würden sie direkt neben mir stehen! Wie kleine Helfer vom Weihnachtsmann!“ „Ich habe auch von den beiden Wichteln geträumt! Sie sind Händchen haltend durch unser Haus gelaufen und haben mich in unser Spielzimmer geführt“, berichtet Marco. „Und dort haben sie über unsere Lese-Ecke gezeigt. An der Wand hat es geleuchtet! Ich konnte gar nicht erkennen, warum es so hell war. Aber die beiden Wichtel haben einen bedeutungsvollen Blick miteinander gewechselt“, ergänzt Lukas. „Das ist ja komisch. Wir hatten alle den gleichen Traum? Ob das etwas zu bedeuten hat?“, fragt Marco. „Lass uns doch zusammen in unser Spielzimmer gehen und dort nachsehen“, schlägt Ida vor. „Aber das war doch nur ein Traum, Ida“, sagt Lukas. „Ich finde, dass Ida recht hat. Wenn wir alle den gleichen Traum hatten, hat es vielleicht etwas zu bedeuten. Was soll schon passieren. Entweder geht unser Traum dort weiter, oder es ist dort nichts zu sehen“, sagt Marco.
Marco, Lukas und Ida schleichen leise die Treppe nach oben zu dem Spielzimmer auf den Dachboden – schließlich wollen sie ihre Eltern nicht aufwecken. „Ich bin ganz aufgeregt“, sagt Ida während Lukas vorsichtig die Tür öffnet. „Was ist das denn? Da hängt ja ein Adventskalender!“, ruft Lukas freudig. „Genau an der Stelle, wo es im Traum geleuchtet hat! Schau mal, es sind 24 selbst gestrickte Söckchen! Das sieht so schön aus!“, ruft Ida nervös. „Und an der ersten Socke hängt eine kleine Glocke. Aber nur an der ersten. Das ist irgendwie merkwürdig“, überlegt Marco. Die drei Kinder gehen vorsichtig näher zu dem Adventskalender.
Auf den Kissen der Lese-Ecke liegt ein kleiner Zettel aus vergilbtem Papier. Er sieht ein wenig aus, wie eine Schatzkarte. In goldener Schrift leuchtet ihnen „Für Marco, Lukas und Ida“ entgegen. „Bitte lies uns mal vor, was auf dem Zettel steht, Marco“, bittet Ida ihren großen Bruder. Marco zögert, denn er hat ein ganz komisches Gefühl in der Bauchgegend. „Ich finde das alles sehr merkwürdig. Es kommt mir vor, als wären wir alle im gleichen Traum. Das hier hat doch nichts mit der Wirklichkeit zu tun“, sagt er. „Trotzdem werden wir nur mehr erfahren, wenn du uns den Zettel vorliest! Schließlich ist der an uns gerichtet. Das kann sogar ich schon lesen“, sagt Lukas. Ida hebt den Zettel auf und reicht ihn Marco. Er faltet ihn langsam auseinander. „Der Zettel fühlt sich magisch an“, sagt Marco. Dann fängt er an vorzulesen: „Ihr lieben Kinder! Wir haben gehört, dass ihr euch gar nicht auf den Advent freut – weil ihr keine Überraschungen bekommt. Das hat uns sehr traurig gemacht und daher haben wir für euch eine besondere Adventszeit vorbereitet. Vor euch seht ihr einen magischen Adventskalender. Die Söckchen haben wir extra für euch gestrickt. In drei verschiedenen Farben. Jeder von euch darf also in insgesamt acht Söckchen hinein schauen. Dort wartet eine besondere Überraschung auf euch! Auf den ersten Blick werdet ihr sie nicht erkennen, aber versucht euch bitte auf diese Sache einzulassen – dann werdet ihr die schönste Adventszeit erleben, die ihr je hattet! Viele Grüße, Heinzi & Nepomuk“.
Zitternd legt Marco den Zettel zur Seite. „Der Brief ist von den Wichteln aus dem Traum. Was hat das zu bedeuten?“ fragt er schließlich. „Das ist der Zauber der Weihnachtszeit“, vermutet Ida. „Wahrscheinlich sollten wir einfach mal in die erste Socke schauen, denn ich halte es vor lauter Neugierde kaum noch aus“, sagt Lukas aufgeregt. „Das erste Söckchen ist in rot-grün gestrickt. Da es die Lieblingsfarben von Lukas sind, würde ich vorschlagen, das er sie öffnet“, schlägt Marco vor. Ida nickt bestätigend. Sie ist ganz froh, dass sie nicht als erstes dran ist. Lukas zieht die Schleife an dem Söckchen vorsichtig auf und entnimmt das kleine Geschenk. „Was da wohl drin ist?“, fragt er sich. Das Geschenkpapier löst sich und es kommt ein schwarz-weißer Feuerstein zum Vorschein. „Was soll das denn sein? Von diesen Steinen haben wir doch im Urlaub immer ganz viele am Strand gefunden“, sagt Lukas. „Ich hatte jetzt mit etwas anderem gerechnet. Das ist doch ganz und gar nicht magisch“, sagt Marco enttäuscht. „Aber im Urlaub haben wir uns doch immer über diese Steine gefreut, weil sie so schön aussehen! Vielleicht sollen wir uns an den Urlaub und an das angenehme Gefühl erinnern, damit wir nicht mehr so traurig sind?! Darf ich den Stein mal in die Hand nehmen?“, fragt Ida. Lukas gibt ihr den Stein.
Anna setzt sich auf die Kissen der Lese-Ecke, nimmt den Stein in die rechte Hand und legt die linke Hand darüber. Dann schließt sie die Augen und atmet tief ein. „Was machst du da, Ida?“, fragt Marco. „Psst, ich spüre was“, flüstert Ida. Marco und Lukas halten vor Spannung den Atem an. „Der Stein wird wärmer, als würde er mit Leben gefüllt werden“, sagt Ida. „Atmet mal tief durch die Nase. Ich kann das Meer riechen. Der Stein will uns etwas sagen“, berichtet sie weiter. Marco und Lukas schauen ihre kleine Schwester gespannt an, setzen sich neben sie und legen dann ihre Hände um die von Ida. Nun spüren sie ebenfalls die Wärme des Steins. Sie schließen die Augen.
Heinzi und Nepomuk haben die Szene aus einer Ecke im Spielzimmer beobachtet. Nepomuk stubst Heinzi augenzwinkernd in die Seite. „Die Kinder lassen sich auf das Abenteuer ein! Gleich beginnt die Reise!“ „Ich bin schon ganz aufgeregt. Schließlich sind Marco, Lukas und Ida die ersten Kinder, die ich auf ihrem magischen Advents-Abenteuer begleiten darf!“, sagt Heinzi. „Durch Ida’s Aussage, dass sie sich im Sommer stets über die schwarz-weißen Feuersteine gefreut haben, geht die Reise heute in die Erinnerung der Kinder“, stellt Nepomuk fest. „Ich bin gespannt, was die drei in ihrem Urlaub erlebt haben“, sagt Heinzi mit zitternder Stimme.
Dadurch, dass die drei Kinder ihre Hände um den Stein gelegt haben, ist dieser warm geworden . Der Glitzerstaub, den Heinzi am Vorabend über das Geschenk gestreut hatte, kann durch die Wärme seine magische Wirkung ausleben. Aus dem Stein erscheint ein helles Licht. Das Licht wandert zu der Zimmerwand über der Lese-Ecke und lässt dort ein Foto erscheinen. Lukas bemerkt die Veränderung als erster: „Seht mal an die Wand, an der der Adventskalender hängt! Dort erscheint ein Bild!“ „Das sind ja wir! In unserem letzten Sommerurlaub! Haha, wisst ihr noch wie kalt das an dem Tag war? Und wir sind trotzdem in Badesachen an die Ostsee gegangen, weil wir unbedingt schwimmen wollten“, erinnert sich Marco. „Außerdem wollten wir doch schöne Steine finden. Wir haben Steinforscher gespielt. Das hat richtig viel Spaß gemacht!“, erinnert sich Lukas. „Mama und Papa hatten erst Bedenken, weil wir krank werden könnten – und es war doch erst der zweite Urlaubstag. Nachher saßen die beiden selber vorne im Salzwasser und haben nach schönen Steinen gesucht“, sagt Ida. „Genau. Und dort haben wir auch viele von diesen schwarz-weißen Feuersteinen gefunden! Die haben wir gesammelt, weil uns die Steine an Kühe erinnern. Wir wollten so viele Steine sammeln, dass wir zum Schluss aus ihnen eine Kuh in den Sand legen können“, erzählt Marco mit glitzernden Augen. „ Du hast sogar einen riesigen Stein mit der kleinen Sandschaufel ausgegraben. Papa musste dir helfen, damit du den Stein überhaupt aus dem Loch gehoben bekommst“, lacht Lukas. „Der Stein sollte der Kopf der Kuh werden – aber zum Schluss wolltest du den Stein sogar mit nach Hause nehmen, weil du so viel Anstrengung in den Stein gesteckt hast“, erinnert sich Ida. „Mama hat damals Tränen gelacht, weil ich den Stein tragen wollte und ihn nicht mal hochheben konnte. So haben wir diesen riesigen Feuerstein doch als Kopf für unsere Kuh genommen“, sagt Marco grinsend. „Ja, der Kopf war riesig. Aber der Rest der Kuh ist ziemlich klein geblieben. So viele von den schönen Steinen haben wir nämlich gar nicht gefunden. Außerdem haben sie aneinander gelegt gar kein richtiges „Kuh-Muster“ ergeben!“, sagt Lukas. „Und wir wollten ja auch noch welche von den Steinen mit nach Hause nehmen – für unsere Steinsammlung!“, fügt Ida hinzu. „Das war wirklich ein richtig schöner Tag! Wir haben zusammen nach den Steinen gesucht und versucht damit ein Kunstwerk zu gestalten. Wir haben gemeinsam gelacht und uns über jeden schwarz-weißen Feuerstein gefreut, den einer von uns gefunden hat“, sagt Marco. Sollen wir uns unsere Steinsammlung noch einmal gemeinsam ansehen? Vielleicht können wir hier noch mal eine kleine Kuh aus den Steinen legen“, schlägt Lukas vor. „Aber ohne den großen Stein, denn den habe ich doch lieber am Strand gelassen!“, sagt Marco lachend.
„Was sollen wir denn mit diesem Stein machen?“, fragt Ida, die immer noch den Feuerstein aus dem Advents-Söckchen in der Hand hält. „Am besten packen wir ihn zurück in das Päckchen. Sonst verliert er noch seine Magie, wenn er zu den anderen Steinen kommt“, überlegt Lukas. Sorgfältig packen sie den magischen Feuerstein zurück in das Söckchen. „Schade, dass das Glöckchen gar nicht läutet. Ich frage mich, welche Bedeutung es hat?“, überlegt Marco. „Und warum ist nur am ersten Söckchen so eine Glocke? Soll ich mal an dem zweiten Advents-Söckchen fühlen? Vielleicht können wir erahnen, was morgen drin ist?“, fragt Lukas. „Das sieht noch so leer aus. Außerdem ist gar keine Schleife daran“, sagt Marco. „Oh, es ist auch noch leer“, sagt Lukas enttäuscht. „Hoffentlich ist morgen wieder etwas darin. Denn morgen bin ich dran – schließlich ist das Söckchen pink-lila! Ich wette, da will keiner von euch rein schauen“, sagt Ida lachend. Die drei Kinder verlassen glücklich das Spielzimmer, um zu ihrer Steinsammlung zu gehen. Sie sind von der Erinnerung an diesen wunderschönen Urlaubstag überwältigt. Aber eine Frage belastet Marco doch noch: „Ich frage mich die ganze Zeit, wer diesen Advents-Kalender dort hin gehängt hat. Es gibt doch gar keine Wichtel. Ob Mama und Papa uns dieses magische Advents-Abenteuer geschenkt haben?“ „Aber wie soll das funktionieren? Wie können sie den Stein erwärmen und dieses Urlaubsbild an die Wand projezieren?“, fragt Lukas. „Ich glaube ja, dass es den Zauber der Weihnachtszeit gibt! Ich wette, dass Heinzi und Nepomuk heute Abend wieder kommen und mein Advents-Söckchen mit einer tollen Überraschung füllen werden“, sagt Ida, die sich sicher war, dass sie das Glöckchen vorhin ganz leise läuten gehört hat.
Heinzi und Nepomuk sind sehr zufrieden mit diesem kleinen Erinnerungs-Abenteuer. Sie klopfen sich auf die Schulter und lächeln über das ganze Gesicht. „Wie gut, dass Ida an den Zauber der Weihnachtszeit glaubt! Sie wird es ihren großen Brüdern erleichtern ebenfalls mit auf diese Reise zu gehen“, sagt Nepomuk. „Aber wie kann es sein, dass die Jungs das Glöckchen nicht hören konnten?“, fragt Heinzi seinen großen Freund. „Das, lieber Heinzi, wirst du in dieser Weihnachtszeit noch lernen“, sagt Nepomuk geheimnisvoll. „Und jetzt, lass uns ein wenig ausruhen. Schließlich müssen wir heute Abend das zweite Advents-Söckchen mit einer Überraschung füllen.“
Nachdem Marco, Lukas und Ida morgens in der Schule und dem Kindergarten gewesen sind, haben sie den ganzen Nachmittag viel Zeit mit ihrer Steinsammlung verbracht. Die Mama wundert sich sehr, dass ihre drei Kinder so glücklich sind und gar nicht mehr über den Schokoladen-Adventskalender genörgelt haben. Sie geht zwischendurch in das Zimmer von Lukas, in dem die Kinder mit der Steinsammlung spielen. „Das ist aber eine schöne Idee von euch mit den Steinen aus dem Sommerurlaub zu spielen. Ihr ward ja immer so fleißig am suchen“, sagt sie. „Wir wollen uns noch mal daran versuchen eine Kuh aus den schwarz-weißen Feuersteinen zu legen“, sagt Lukas. Mama muss lächeln, denn auch sie denkt als erstes daran, wie sehr Marco im Sommer mit dem dicken Feuerstein gekämpft hat. „Ja, das war wirklich ein wunderbarer Tag. Darf ich euch helfen?“, fragt Mama glücklich und setzt sich dazu.
Am späten Abend, während die drei Kinder schlafend im Bett liegen, kommen wieder zwei kleine Wichtel in das Spielzimmer geschlichen. Dieses Mal sind sie nicht ganz so schwer bepackt. Gemeinsam stecken Heinzi und Nepomuk ein in lila eingewickeltes Geschenk in das Advents-Söckchen mit der Nummer 2. Heinzi streut den Glitzerstaub über das Päckchen und Nepomuk bindet dieses mal eine pinke Schleife an das obere Ende des Söckchens. „Darf ich das Glöckchen an die Sockenspitze nähen? Vielleicht hast du das gestern zu fest genäht, so dass die Kinder es gar nicht hören konnten“, sagt Heinzi nachdenklich. „Meinetwegen kannst du es annähen. Aber ich wette, dass die beiden Jungs das Glöckchen auch morgen noch nicht hören werden“, entgegnet Nepomuk geheimnisvoll. Liebevoll näht Heinzi das Glöckchen an. Dann werfen die beiden Wichtel mit der roten Mütze noch einen sehnsüchtigen Blick auf den Advents-Kalender. „Ich bin gespannt, was uns morgen erwartet“, überlegt Heinzi aufgeregt. „Jedenfalls lassen die Kinder sich auf das magische Advents-Abenteuer ein – auch wenn sie nach logischen Erklärungen suchen. Morgen wird das Söckchen wieder ein Lächeln in die Gesichter der Kinder zaubern und ihnen die wahre Bedeutung der Adventszeit näher bringen“, sagt Nepomuk verschwörerisch.
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