Warum bist du so traurig?

Was hast du zurzeit, Ida?“, fragt das kleine Herz. „Du siehst so traurig aus.“ „Ich weiß es nicht“, sagt Ida. „Ich fühle mich einfach traurig und kann gar nicht sagen, warum.“ „Eigentlich müsstest du dich doch freuen. Du hast doch bald Geburtstag“, entgegnet das kleine Herz aufmunternd. „Da hast du recht. Aber ich kann mich gar nicht freuen. Ich weiß gar nicht, ob es in diesem Jahr ein ganz normaler Geburtstag ist. In diesem Jahr ist doch nichts so, wie es sein sollte. Immer Vorschriften, Regeln und Verbote“, sagt Ida und wischt sich eine Träne weg. Das kleine Herz springt auf Ida’s Hand und drückt sie ganz fest.

 

Jetzt weiß ich, warum du so traurig bist“, flüstert das kleine Herz. „Es ist wegen Corona.“ „Ja, genau. Corona macht alles kaputt. Ich konnte im Frühling nicht meine Kita-Abschlussfahrt machen, es gab kein Sommerfest, die Einschulung war auch anders als ich das von Marco und Lukas kannte. Ich darf mich nur mit ganz wenigen Leuten treffen … und wenn ich sie treffe, kann es sein, dass ich dadurch meine liebe Oma mit Corona anstecke und sie davon schwer krank wird. Und ob ich meinen Geburtstag feiern kann, weiß ich ja auch nicht. Wie soll man denn dabei fröhlich sein?“, fragt Ida und bricht nun richtig in Tränen aus. Das kleine Herz versucht Ida zu trösten, aber Ida hört ihm gar nicht zu.

 

Nun kommt Lukas ins Zimmer und schaut ganz erschrocken, als er seine kleine Schwester so sehr weinen sieht. „Ist was passiert, Ida?“, fragt er. Ida kann nicht antworten und Lukas schaut fragend zum kleinen Herzen. „Ida ist traurig, weil durch Corona so viel ausfällt und anders läuft als sonst“, erklärt das kleine Herz. „Das kann ich gut verstehen, Ida“, sagt Lukas und nimmt seine Schwester in den Arm. „Ich bin auch traurig. Das Training und die Fußballspiele sind wieder abgesagt. Auf dem Schulhof dürfen wir auch kein Fußball spielen und die Geräte sind ebenfalls zum größten Teil abgebaut, weil dort bald der Umbau startet. Was soll man da noch machen in der Pause? So macht die Schule gar keinen Spaß. Wenn wir uns in der Pause nicht richtig austoben können, dann können wir uns in der Stunde nicht richtig konzentrieren und zuhören. Dann werden die Lehrer sauer und wir bekommen auch noch Ärger dafür. Außerdem fällt Halloween aus. Dabei habe ich mich schon so lange auf diesen Tag gefreut. Mit meinen Freunden rumgehen und die Leute erschrecken. Und jetzt … nichts. Wir bleiben zu Hause … wegen Corona“, klagt Lukas.

Das kleine Herz schaut ganz erschrocken von Ida zu Lukas. „Ich wusste gar nicht, dass ihr so sehr darunter leidet. Immerhin seid ihr drei Kinder zu Hause und habt einen Garten und ward immer viel mit euern Eltern spazieren und neue Gegenden erkunden. Ich dachte, das hätte euch Freude gemacht“, sagt das kleine Herz überrascht. „Das hat es ja auch. Und natürlich ist es schön, dass wir einen Garten haben und Geschwister, mit denen wir spielen können. Aber es ist doch was ganz anderes, ob man mit seinen Geschwistern oder mit seinen besten Freunden spielt. Außerdem geht man sich irgendwann auf die Nerven, wenn man sich die ganze Zeit sieht und niemand anders dabei ist“, erklärt Lukas. „Und mit mir spielt dann auch gar keiner Barbie oder Vater-Mutter-Kind. Das mögen Lukas und Marco nicht. Und Mama und Papa müssen ja trotzdem arbeiten und sind gestresst, damit sie alles schaffen können“, fügt Ida hinzu.

 

Marco hatte das Gespräch von seinem Zimmer aus gehört und kommt nun auch dazu, setzt sich neben Lukas und sagt: „Ich finde es auch richtig doof mit Corona. Vor allem das Fußball spielen mit meinen Freunden und die Spiele in den anderen Orten werden mir echt wieder fehlen. Wir haben uns gerade so gut eingespielt und hätten bestimmt die nächsten Spiele zusammen gewonnen. Aber ich bin auch froh, dass wir dieses Mal weiter zur Schule gehen dürfen. Denn immerhin können wir dort unsere Freunde treffen!“ „Ja, wir sehen sie. Dürfen aber kaum mit denen spielen und müssen dann auch noch lernen“, stöhnt Lukas. „Weißt du noch, wie sehr du dir beim Home-Schooling im Frühling gewünscht hast, wieder in die Schule zu gehen? Weil es doch etwas ganz besonderes ist, zusammen mit seinen Freunden den neuen Stoff zu lernen? Außerdem war es für Mama auch echt hart für uns beide die Lehrerin zu spielen. Die war immer ganz schön gereizt“, erinnert sich Marco. „Da hast du allerdings recht. Naja, wir haben es ihr ja auch nicht so ganz leicht gemacht“, gibt Lukas schmunzelnd zu. „Und dann war auch noch Ida dazwischen, die nie etwas machen musste, außer spielen. Das fand ich so gemein damals. Ich musste immer so viel lernen und Ida durfte den ganzen Tag spielen“, erinnert sich Marco. „Da konnte ich ja nichts für!“, ruft Ida dazwischen. „Für mich war es total langweilig, weil ich euch am Schreibtisch nicht stören durfte. Aber jetzt bin ich ja auch in der Schule!“ „Du hast recht, Marco. Hoffen wir mal, dass es nicht wieder zu einem Home-Schooling kommt und freuen uns daran, dass wir jeden Tag noch in die Schule dürfen“, sagt Lukas. „Das ich das mal aus deinem Mund hören darf“, sagt Marco lachend.

 

Geht es dir jetzt schon besser, Ida?“, möchte Lukas wissen. „Ja, ein bißchen. Es tut gut, wenn wir darüber sprechen. Dadurch merke ich, dass ihr auch unter der Situation leidet. Vielleicht fallen uns ja ein paar Ideen ein, die uns ablenken“, meint Ida. „Naja, wir können viel mit unserem Welpen Charly spielen und spazieren gehen. Da kommt Mama bestimmt auch gerne mit. Sie mag es doch im Herbst durch den Wald zu gehen“, schlägt Marco vor. „Ich würde gerne ein Comic entwickeln“, sagt Lukas. „Das ist ja eine coole Idee! Wie kommst du darauf?“, fragt Ida neugierig. „Ich habe alle alten Micky Maus Comics durch. Wenn ich sie noch mal lese, sind sie langweilig. Vielleicht kann ich ein eigenes Comic machen. Das macht bestimmt Spaß“, erklärt Lukas. „Hast du denn schon eine Idee?“, fragt Marco interessiert. „Am liebsten würde ich ein Comic mit Pokemons machen, die das Corona-Virus besiegen. Oder irgendwer anders, der das Corona-Virus besiegt. Ich mag das nämlich nicht. Und das ist auf jeden Fall ein Comic wert, oder?“, sagt Lukas. Marco ist sehr begeistert: „Ich würde dir sehr gerne helfen. Oder ein eigenes Comic machen, wenn es okay für dich ist.“ „Na klar“, freut sich Lukas.

 

Das kleine Herz staunt über diese Idee. „Ich finde das eine ganz tolle Idee! Es ist bestimmt nicht einfach so etwas zu malen, aber es würde dir bestimmt helfen, dich besser zu fühlen“, sagt das kleine Herz. Lukas freut sich sehr über die aufmunternden Worte.

Und was würdest du gerne machen, Ida?“, fragt Marco seine Schwester. „Ich glaube ich würde gerne Briefe schreiben. Oder Bilder malen und später verschenken“, überlegt Ida und lächelt. Dabei sagt sie: „Und ja, mir geht es dank euch schon wieder viel besser!“

 

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