Es wird viel geredet – aber nicht viel gesagt

Die drei Herzen haben die letzte Nacht jeder bei seinem Kind im Bett verbracht. Marco, Lukas und Ida haben gehofft, erneut von ihren Herzen zu träumen und wollten sie deshalb ganz nah bei sich haben. Aber in dieser Nacht gab es keinen „komischen Traum“.

Noch bevor die Menschen wach wurden, hat sich das kleine Herz zu seinen Eltern geschlichen. „Mama! Papa! Lasst uns nach unten in die Küche gehen! Ich möchte gerne beobachten, wie die Menschen sich im Alltag benehmen. Das Wochenende ist schließlich vorbei“, flüstert das kleine Herz. Papa und Mama Herz sind sofort hellwach. Gemeinsam rutschen die drei das Treppengeländer hinunter und suchen sich einen guten Platz in der Küche. Direkt neben der Kaffeemaschine. Denn von dort können sie die gesamte Küche beobachten.

 

Als erstes kommt der Vater in die Küche, macht die Kaffeemaschine an und holt sich die Zeitung aus dem Briefkasten. Kurz danach kommt die Mutter. Sie deckt den Tisch, schmiert die Brote für die Schule, schält Ida einen Apfel für den Kindergarten und möchte sich ebenfalls ihren ersten Kaffee machen. Doch noch während der Kaffee in die Tasse läuft, kann Familie Herz Ida in ihrem Bett laut nach der Mutter weinen hören. Und auch Marco und Lukas scheinen wach ge- worden zu sein, es wird bereits gestritten, wer zuerst ins Badezimmer gehen darf. Die Mutter schaut sehnsüchtig auf ihren heißen Kaffee, geht aber dennoch nach oben. Dort beruhigt sie ihre Tochter, hilft ihr beim anziehen und auch die beiden Jungs machen sich inzwischen fertig.

Als die Kinder hinunterkommen, schauen sie als erstes in ihren Adventskalender und freuen sich über drei weitere kleine Geschenke. Diese Freude zaubert ein Lächeln in das Gesicht der Mutter. Am Frühstückstisch reden die Kinder aufgeregt durcheinander und streiten sich darum, wer die Kerze am Adventskranz anmachen darf. „Wenn ihr euch nicht einigen könnt, bleibt die Kerze eben aus“, murrt der Vater. So einigen sich die drei, dass heute Ida dran ist, morgen Lukas und danach Marco.

 

Die Mutter stellt ein paar Fragen zum heutigen Tag, um besser planen zu können. Aber sie bekommt selten eine Antwort, obwohl die ganze Zeit geredet wird. Es wirkt auf die drei Herzen ziemlich durcheinander und sie schauen sich ratlos an.

 

Der Vater geht zur Arbeit, während die Kinder von der Mutter angetrieben werden, sich endlich die Zähne zu putzen und warm anzuziehen. Als alle die Wohnung verlassen haben, atmen die drei Herzen tief durch. „Puh, ganz schön anstrengend, wenn alle durcheinander reden“, stöhnt Papa Herz. „Da hast du recht. Mir klingeln die Ohren immer noch“, bestätigt Mama Herz. „Das Schlimme daran ist, das kein Gespräch stattgefunden hat, obwohl die ganze Zeit geredet wurde. Jeder hat von seinem eigenen Thema gesprochen. Aber den anderen gar nicht zugehört und keine Antwort gegeben“, stellt das kleine Herz fest. „Das muss ziemlich nervig für alle Beteiligten sein. Ein Gespräch besteht doch daraus, dass einer redet und die anderen zuhören“, sagt Mama Herz. „Ich würde durchdrehen, wenn das bei uns auch so wäre“, meint Papa Herz. „Ich glaube, dass es den Menschen gar nicht bewusst ist, weil jeder so auf sich fixiert ist“, sagt Mama Herz. „Wir sollten uns überlegen, wie wir dieses Problem beheben können. Denn wenn ein Tag schon so startet, kann man gar keine Freude verbreiten, oder?“, fragt das kleine Herz.

 

Auch mittags und beim Abendessen beobachten die drei Herzen, dass zwischen den Menschen keine richtigen Gespräche stattfinden. „Seht euch das mal an“, flüstert Papa Herz. „Es wird aneinander vorbei geredet und dadurch wird jeder unzufrieden, teilweise sogar richtig sauer.“ „Ja, diese Art von Gesprächen macht die Menschen unglücklich. Dann wird lieber Smartphone gespielt und jeder lebt für sich. Das macht mich wirklich traurig“, bestätigt Mama Herz. „Aber wir wissen ja, dass wir durch Träume an die Kinder herankommen. Wir sollten uns für die kommende Nacht wieder einen schönen Traum überlegen. Denn so kann es wirklich nicht weitergehen“, stimmt das kleine Herz zu. Papa und Mama Herz nicken zustimmend und die drei stecken ihre Köpfe zusammen.

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