„Guten Morgen Zusammen“, sagt der Vater, als er vom Winterdienst nach Hause kommt und der Rest der Familie bereits am Adventskranz sitzt. „Hallo Papa! Bist du schon lange unterwegs?“, fragt Marco. „Ich habe drei Stunden gestreut. Es ist richtig kalt und glatt draußen. Wenn das so weiter geht, friert unser Teich bald komplett zu und ihr könnt Schlittschuh laufen“, erwidert der Vater. „Cool!“, ruft Lukas. „Wisst ihr noch im letzten Winter, als wir mit Charly auf dem Eis waren und Fußball gespielt haben. Er ist immer hinter jedem Ball hergeschlittert und hatte voll Spaß daran“, erinnert sich Ida. „Das hat wirklich richtig viel Spaß gemacht“, fügt Marco lachend hinzu.
Die kleinen Sterne hören aufgeregt zu. Sie kennen noch kein Eis und keinen Schnee. Für sie ist es der erste Winter. „Hoffentlich friert der Teich schnell zu, damit wir auch einmal dieses tolle Erlebnis haben“, sagt der orangene Stern und wird ganz warm voller Vorfreude. „Es muss auf jeden Fall drei Tage richtig kalt sein“, sagt der Vater warnend, „ansonsten ist das Eis noch nicht dick genug und es bricht unter euerm Gewicht ein!“ „So wie bei Charly, als die Eisfläche dünner geworden ist und er dachte, dass er immer noch komplett über das ganze Eis rennen kann“, erinnert sich Lukas. „Da tat er mir richtig leid, als er in das eiskalte Wasser gefallen ist“, sagt Ida. „Und nachdem wir ihm raus geholfen haben, ist er fünf Minuten wie von einer Wespe gestochen, durch den Garten gerannt“, lacht Lukas.
„Bevor es gleich wieder zur Schule geht, lese ich uns vor, was auf dem Stern steht“, sagt Ida. „GEDULD“ „Oje, Geduld ist eine schwere Sache“, sagt Marco. „Wem sagst du das?“, seufzt Lukas. „Meistens werde ich total schnell ungeduldig, wenn ich mich auf etwas freue und es gar nicht erwarten kann“, fügt Lukas hinzu. „So fühle ich mich jetzt gerade, weil ich doch gerne auf eine Eisfläche möchte“, sagt der orangene Stern. Nun müssen alle lachen, denn keiner hätte erwartet, dass die kleinen Sterne auch ein Gefühl von Ungeduld in sich haben.
„Geduld tritt meistens dann auf, wenn man auf eine Sache oder eine Entscheidung wartet“, erklärt die Mutter. „Geduld habe ich im Krankenhaus gelernt. Damals bei Ida musste ich auch immer wieder auf wichtige Entscheidungen warten und vor kurzem bei Papa, als er operiert wurde. Die Minuten haben sich hingezogen wie Kaugummi. Und dann wurden aus der angekündigten vierstündigen OP auf einmal sechs Stunden nund niemand konnte mir sagen, warum es so lange dauert. Ich hatte so eine Angst und war so ungeduldig.“ „Das weiß ich noch zu gut. So ungeduldig hatte ich dich noch nie erlebt, Mama“, sagt Marco. „Bei so extremen Situationen fällt es mir sehr schwer geduldig zu bleiben“, sagt die Mutter, „aber bei anderen Sachen ist es für mich eher Vorfreude. Zum Beispiel an Weihnachten. Wenn wir morgens anfangen den Baum zu schmücken und alle anderen Sachen zu machen, dann freue ich mich auf den Heiligabend.“ „Da kann ich nicht geduldig bleiben“, sagt Ida. „Der Tag dauert so lange. Ich bin doch immer so gespannt, was das Christkind mir bringt.“ „Da muss ich dir zustimmen“, sagt Lukas. „Vor allem, wenn wir dann in der Kirche sitzen. Die zieht sich so lange hin. Dann wird noch ein Lied gesungen, und noch eins.“ Die Eltern sehen sich lächelnd an, denn an diese Ungeduld erinnern sie sich zu gut. „Die letzten zwei Jahre waren wir doch an der Burg und haben dort den Gottesdienst besucht. Das war so beeindruckend, wie die Trompeter aus den Fenstern der Burg „Stille Nacht“ gespielt haben und der Chor von verschiedenen Stellen dazu gesungen hat“, erinnert sich die Mutter lächelnd. „Ja, du hättest am liebsten noch mehr Lieder gehört“, meint Lukas. „Das stimmt! Ich finde diese Atmosphäre immer sehr beeindruckend“, gibt die Mutter zu.
„Als ich noch kleiner war, fand ich die Adventszeit auch immer so unglaublich lang. Aber mittlerweile genieße ich jeden Tag. Es ist eine besondere Zeit, in der wir viel zusammen unternehmen und füreinander da sind“, sagt Marco. „Wenn ihr Geduld gelernt habt, steigt die Vorfreude. Denn dann ist euch bewusst, dass sich jeder Moment lohnt zu warten“, sagt das kleine Herz. „Zumindest bei den schönen Ereignissen“, schränkt die Mutter ein. „Da hast du recht. Allerdings fand ich es schön, dass du in der Wartezeit der OP von Pit deine Gefühle aufgeschrieben hast und einen fantastischen, sehr gefühlvollen Brief für deinen Mann geschrieben hast. Das ist ein ganz besonderer Brief. Denn in solchen Momenten werden einem viele Gefühle viel mehr bewusst, als im Alltag. Pit war absolut gerührt von deinen Zeilen und überglücklich!“, sagt das kleine Herz. „Wenn ihr die Zeit bis zu dem Ereignis oder Ergebnis gut nutzt, ist es auf jeden Fall wertvolle Zeit. Zum Beispiel könnt ihr die Zeit vor der weihnachtlichen Bescherung zu einer ganz besonderen machen. Und das macht ihr mit euren Ritualen auch schon: ihr schmückt gemeinsam den Weihnachtsbaum, baut die Krippe auf, holt Stöcke für das Stockbrot am Abend, verteilt eure Weihnachtspost und geht in die Kirche. Das sind doch ganz besondere und erfüllende Momente“, sagt das kleine Herz. „Wenn du das so sagst, hast du recht, kleines Herz“, gibt Ida zu. „Ich werde dieses Jahr auch versuchen, geduldiger zu sein und jeden Moment zu genießen“, sagt Lukas. „Ihr werdet sehen … das wird ein ganz besonderes Weihnachten“, meint das kleine Herz abschließend.
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