Am nächsten Morgen wacht Ida als erstes auf und sieht neben sich ihr gehäkeltes Herz liegen. Sie lächelt es an und sagt leise: „Ich habe heute Nacht von dir geträumt. Ganz schön laut war es bei euch und du warst nachher richtig sauer. Jetzt werde ich aber erst mal zu Marco und Lukas gehen und hören, ob sie auch von ihren Herzen geträumt haben.“ Ida nimmt das kleine Herz in ihre Hand und geht in das Zimmer ihrer Brüder. Das kleine Herz lächelt innerlich, denn es hat sich so angefühlt, als würde Ida wirklich mit ihm reden.
Ida krabbelt zu Marco und Lukas ins Lesezelt und legt das kleine Herz neben die beiden anderen gehäkelten Herzen. Die drei zwinkern sich zu und warten gespannt auf das nun kommende Gespräch.
Ida weckt ihre Brüder auf. „Habt ihr auch wieder von euren Herzen geträumt?“, fragt sie aufgeregt. Marco und Lukas öffnen verschlafen ihre Augen. „Ja, habe ich. Aber das ist doch kein Grund mich zu wecken. Marco hingegen ist direkt hellwach: „Oh ja, das habe ich. Die drei Herzen waren richtig laut. Dein rotes Herz hat die ganze Zeit das Lied ‚In der Weihnachtsbäckerei‘ gesungen. Das grüne Herz hat von Autos berichtet, die es gerne hätte. Es hat Namen genannt, die selbst ich nicht kannte. Und mein orangenes Herz hat einfache Frage gestellt, auf die es keine Antworten bekommen hat. Daraufhin ist es richtig sauer geworden und hat die beiden anderen Herzen angeschrien.“ „So ähnlich war auch mein Traum“, sagt Ida, „nur das bei mir dein Herz gesungen hat und meins die Fragen gestellt hat.“ „Ist es auch so wütend geworden?“, möchte Marco wissen. „Ja, ich habe mich richtig erschrocken. Es hat sich vor die beiden anderen Herzen gestellt und sie angemeckert, dass sie ihm endlich zuhören sollen“, erwidert Ida. „Dann hatten wir wohl alle wieder den gleichen Traum“, sagt Lukas, der nun ebenfalls hellwach ist. „Denn auch bei mir im Traum waren die drei Herzen sehr laut. Allerdings hat dein orangenes Herz fast nur von Fußball erzählt und was es für tolle Tricks kann. Während mein grünes Herz keine Antworten auf seine Fragen bekommen hat.“
„Aber was hat es nur zu bedeuten, dass wir alle von den gehäkelten Herzen träumen?“, fragt Ida ihre Brüder. „Das ist wirklich komisch“, stimmt Lukas seiner Schwester zu und schaut die drei Herzen fragend an. „Möchtet ihr drei uns etwas mitteilen?“, fragt er die drei Herzen. Das Herz des kleinen Herzens pocht unglaublich laut und schnell, so aufgeregt ist es. Aber es hat ja mit seinen Eltern überlegt, dass sie noch unerkannt bleiben wollen. „Von den Herzen wirst du keine Antwort bekommen. Da musst du schon selbst drauf kommen“, sagt Marco zu seinem Bruder. „Trotzdem ist es wie ein Zauber. Findest du nicht?“, fragt Lukas. „Irgendwie schon. Aber vielleicht sollten wir uns mal überlegen, was dieser Traum zu bedeuten hat!“, erwidert Marco. „Mich verwundert es, dass der Traum zwar ähnlich ist, aber wir den Traum aus der Sicht unseres Herzens sehen. So, als wären wir selbst dabei“, stellt Ida fest. „Da hast du recht“, stimmt Lukas ihr zu. „Vielleicht sollen wir genau das empfinden und auf uns übertragen?“, überlegt Marco. „Ich hatte aber bisher noch nie das Gefühl, dass es bei uns so laut ist“, sagt Ida. „Bist du dir da wirklich so sicher?“, hinterfragt Lukas. „Denkt doch mal an unsere gemeinsamen Mahlzeiten mit Papa und Mama. Habt ihr das Gefühl, dass wir uns dort richtig unterhalten?“ „Naja, zumindest singe ich nicht die ganze Zeit“, sagt Ida. „Aber oft. Und Lukas sagt dir dann immer, dass du ruhig sein sollst“, meint Marco. „Das stimmt, aber er redet ja ständig über Autos. Und das interessiert mich nicht. Zumindest nicht jeden Tag“, sagt Ida. „Und ich rede auch häufig über meine Fußballtricks. Dabei beachten wir gar nicht, ob es die anderen interessiert, oder ob sie uns zuhören“, gibt Marco zu. „Ja. Und wenn Mama uns etwas fragt, antworten wir angeblich auch oft erst nach dem dritten Mal“, sagt Ida kleinlaut. „Dann sollen uns die Träume mit den Herzen wohl wirklich etwas zeigen“, fasst Marco das Gespräch zusammen. „Aber warum kommen diese Träume jetzt? Und wieso kommen sie jetzt so oft?“, überlegt Lukas. „Vielleicht sind die drei ja doch nicht „nur“ gehäkelte Herzen, sondern es steckt viel mehr dahinter“, überlegt Ida. „Na klar. Und demnächst bekommen wir noch Antworten von den Herzen, oder wie stellst du dir das vor?“, macht Marco sich lustig. „Wer weiß. Wenn es ein Christkind gibt, gibt es ja vielleicht auch noch andere Wesen, die wir bisher gar nicht kennen. Und vielleicht gehören die Herzen dazu?“, fügt Ida hinzu. Marco und Lukas werfen sich einen belustigten Blick zu. „Ach Ida, ich glaube, dass du eine gute Fantasie hast“, sagt Lukas. Ida ist allerdings fest davon überzeugt, dass hinter diesen Träumen mehr steckt, als nur Zufall. Das sagt sie jetzt aber nicht mehr, denn sonst machen sich die beiden noch mehr über sie lustig.
„Wir sollten uns die Träume dennoch zu Herzen nehmen. Denn es ist ja auf jeden Fall etwas dran. Der letzte Traum hat auch schon eine kleine Veränderung gebracht. Mama hat wieder öfter gelächelt und sich gefreut, weil wir uns häufiger bedanken! Lasst uns versuchen, dass wir mehr auf die anderen eingehen, wenn wir zusammen sind“, schlägt Lukas vor. „Auf jeden Fall! Denn wenn wir etwas erzählen, möchten wir ja auch, dass die anderen uns zuhören! Ansonsten macht das ganze gar keinen Spaß“, ergänzt Marco. „Und wütend werden wir auch häufig, weil es sich blöd anfühlt, wenn die anderen nicht reagieren. Ich habe sogar manchmal das Gefühl, dass Mama froh ist, wenn wir morgens endlich aus dem Haus sind und sie ihre Ruhe hat“, fügt Ida hinzu. „Das ist sie bestimmt auch, wenn es bei uns morgens wirklich so laut ist, wie bei den drei Herzen“, antwortet Lukas. „Wir können gleich damit anfangen, das zu ändern. Vielleicht gehen wir dann morgens mit einem Lächeln aus dem Haus und freuen uns, wenn wir mittags wiederkommen!“, schlägt Marco vor.
Die Kinder ziehen sich an und gehen hinunter, um in ihren Adventskalender zu schauen. Als die Eltern ein paar Minuten später aufstehen, sehen sie zufriedene Kinder, die sich mit ihren Geschenken aus dem Söckchen beschäftigen. Marco, Lukas und Ida sehen ein Lächeln über das Gesicht ihrer Mutter huschen und freuen sich darüber. In der Küche sagt die Mutter zu ihrem Mann: „Ich weiß nicht warum, aber ich habe das Gefühl, dass diese Adventszeit eine ganz besondere wird!“ Die Eltern lächeln sich an.
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