Die grüne Tür

Bevor Heinzi und Nepomuk in der letzten Nacht schlafen gegangen sind, haben sie noch bei den Kindern in die Zimmer geschaut und sie ein wenig beobachtet. Außerdem haben sie mit großer Begeisterung die selbst gebaute Weihnachtswelt der Kinder betrachtet. „Die drei haben sehr viele Details im Wichtel-Bahnhof gesehen, die mir selbst noch gar nicht so aufgefallen sind“, staunt Nepomuk. „Sie gehen eben mit offenen Augen durch ihr Leben – das haben sie doch schon gelernt“, entgegnet Heinzi augenzwinkernd. „Ich finde es spannend, wie viel positive Werte die Kinder sich gemerkt haben und täglich auf andere Ereignisse umsetzen“, sagt Nepomuk bewundernd. „Da hast du recht, die drei sind wirklich ganz fantastische Kinder!“, schwärmt Heinzi. Leise gehen die beiden zu ihrem Schuhkarton-Bett und schlafen dort ein.

Am nächsten Morgen kommen Felix, Lukas und Anna bereits früh die Treppe zum Dachboden hoch, denn sie können vor lauter Aufregung nicht mehr weiterschlafen. Heinzi und Nepomuk liegen noch in ihrem Bett, werden aber sofort wach, als die Kinder in das Zimmer stürmen. „Eine schöne Weihnachtswelt habt ihr gestern gebaut“, begrüßt Nepomuk die Kinder. „Wann habt ihr das denn gesehen?“, möchte Lukas wissen. „Als wir gestern nach Hause gekommen sind, waren wir kurz in euren Zimmern, um zu sehen, ob ihr gut zurück in eure Welt gekommen seid. Schließlich war es auch für uns komisch euch alleine fahren zu lassen“, sagt Heinzi. „Wichti hat uns bis zur großen Höhle begleitet – das war richtig schön. Er ist sehr nett“, entgegnet Felix. „Das hat er uns vorher gesagt, sonst hätten wir euch gar nicht alleine fahren lassen“, fügt Heinzi hinzu. „Jedenfalls hat es uns so gut in dem Wichtel-Bahnhof gefallen, dass wir direkt weiter an unserer Weihnachtswelt gebaut haben“, sagt Anna. „Gemeinsam fallen uns viele Sachen auf, die einer alleine wahrscheinlich gar nicht sehen kann“, ergänzt Lukas. „Wir haben jedenfalls sehr gestaunt, was ihr bereits bei eurem ersten Tag alles wahrgenommen habt!“, lobt Nepomuk.

 

„Ich würde jetzt allerdings gerne wissen, wo uns unser nächstes Abenteuer hinführt“, sagt Lukas und blickt zu seinem Söckchen. Die beiden Wichtel klettern aus ihrem Schuhkarton-Bett und gehen gemeinsam mit den Kindern zu den Advents-Söckchen. „Ich habe ein großes Kribbeln im Bauch!“, beschreibt Anna ihre Gefühle. „Jeden Tag ein neues Erlebnis, das fühlt sich so toll an!“ Lukas geht zu seinem grün-roten Söckchen und löst die rote Schleife. „Es fühlt sich ganz weich an“, beschreibt Lukas, während er das Geschenkpapier löst. Dann hält er einen kleinen, weihnachtlichen Glubschi in der Hand – eine graue Maus mit einem grünen und einem roten Ohr. „Wie süß die aussieht!“, ruft Lukas überglücklich. „So einen schönen Glubschi habe ich ja noch nie gesehen“, sagt Felix. „Der ist ja auch vom Weihnachtsmann persönlich“, sagt Anna. „Ich bin gespannt, wo uns dieser Glubschi hinführen wird“, überlegt Felix.

„Dann lasst uns am besten direkt aufbrechen“, schlägt Heinzi vor, der selbst sehr gespannt ist, was die Kinder heute erleben werden. „Denkt ihr bitte an den Schlüssel und die Lokomotive? Ohne die beiden Gegenstände kommt ihr nicht bis zum Wichtel-Bahnhof“, erinnert Nepomuk die Kinder, während er zusammen mit Heinzi in die Jackentasche von Anna klettert. Die Kinder gehen zum Baumstamm und sehen sofort das Schlüsselloch am Eingang in die geheime Welt. Anna steckt den Schlüssel hinein und zusammen mit Felix, Lukas und den beiden Wichteln dreht sie den Schlüssel herum. Die Sternschnuppe erscheint nach kurzer Zeit und schrumpft Felix, Lukas und Anna auf die gleiche Größe wie Nepomuk und Heinzi. „Jetzt sind wir startklar“, ruft Felix und springt mit Heinzi und Lukas auf die Rutschbahn. „Auf geht’s zum Nordpol!“, ruft Lukas übermütig. Anna und Nepomuk springen ebenfalls auf die Rutschbahn und genießen diese atemberaubende Rutschpartie. Fast gleichzeitig kommen die fünf in der großen Höhle an und lächeln glücklich um die Wette.

 

„Seht mal! Der Zug steht schon da! Schnell, lasst uns einsteigen!“, ruft Felix. Wichti ist ebenfalls wieder dort, um die Eintrittskarten zu kontrollieren. „Hallo, ihr drei! Hat es euch gestern so gut gefallen, das ihr schon wieder bei uns seid?“, fragt er. „Ja, es war wunderbar! Wir möchten gerne so viel wie möglich von dem Weihnachtsdorf kennenlernen“, sagt Lukas. „Dann wünsche ich euch einen angenehmen Aufenthalt und einen spannenden Tag!“, entgegnet Wichti, während er die drei Fahrkarten kontrolliert. „Vielen Dank!“, sagt Anna lächelnd.

 

Nachdem der Wichtel-Zug wieder durch die Schnee-Landschaft gefahren ist, erreichen Felix, Lukas, Anna, Heinzi und Nepomuk den Wichtel-Bahnhof. „Es sieht alles so schön aus, wie gestern“, sagt Anna glücklich und steigt aus dem Zug aus. „Wo müssen wir jetzt hin?“, fragt Felix die beiden Wichtel. „Greif doch mal in deine Tasche. Der Glubschi wird euch führen“, entgegnet Nepomuk. Lukas greift in seine Jackentasche und zieht den Glubschi heraus. „Tatsächlich! In den Pfoten stecken drei grüne Eintrittskarten!“, ruft er erstaunt. „Dann müssen wir wahrscheinlich zu der grünen Tür dort hinten“, meint Anna. „Ja, so sieht es aus“, entgegnet Heinzi. Die fünf machen sich auf den Weg zu der grünen Tür und ziehen an der Glocke. Die Tür öffnet sich einen Spalt breit. „Ja, bitte? Was gibt es denn?“, fragt ein Wichtel mit einer grünen Mütze. „Hallo, Wichtlo! Unsere drei Freunde Felix, Lukas und Anna haben heute vom Weihnachtsmann drei grüne Eintrittskarten bekommen. Würdest du sie bitte in deinem Haus herumführen?“, fragt Nepomuk. Die Tür öffnet sich jetzt ganz. „Natürlich! Liebend gern!“, entgegnet Wichtlo. Lukas hält ihm die drei Eintrittskarten hin und Wichtlo nimmt sie entgegen. „Ihr habt grüne Karten, das finde ich fein. Kommt in meine Welt hinein! Ihr werdet staunen, sehen und lachen, wir machen hier die tollsten Sachen!“ „Bravo, das klingt fantastisch!“, ruft Anna aufgeregt. „Kommt ihr denn auch mit uns mit?“, fragt Felix Heinzi und Nepomuk. „Wir gehen hinter die rote Tür. Geschenke einpacken. Sonst schaffen wir nicht alles bis Weihnachten. Aber wenn ihr fertig seid, können wir uns im Café der Begegnung auf einen Kakao treffen“, schlägt Heinzi vor. „Ja, das machen wir!“, sagt Lukas, der schon fast hinter der grünen Tür verschwunden ist.

 

„Dann zeige ich euch jetzt mein wundervolles Haus“, sagt Wichtlo. Die Kinder folgen ihm. „Wer von euch hat eigentlich heute sein Advents-Söckchen geöffnet?“, fragt der Wichtel. „Das war ich“, entgegnet Lukas. „Was genau hattest du in deinem Päckchen?“, möchte Wichtlo wissen. „Einen weihnachtlichen Glubschi. Genaugenommen eine Maus mit einem grünen und einen roten Ohr“, antwortet Lukas. „Was ist denn dein größter Wunsch zu Weihnachten?“, fragt der Wichtel weiter. „Ich wünsche mir ganz besondere Glubschis. Ich liebe diese Kuscheltiere mit ihren großen Augen“, entgegnet Lukas. „Dann weiß ich auch schon, wo wir als erstes hingehen. Kommt bitte mit“, sagt Wichtlo. Die Kinder gehen hinter dem Wichtel mit der grünen Mütze her. Sie laufen durch einen langen Flur in einem verwinkelten Haus. Es sieht so aus, als hätte der Flur viele geheime Nischen und Ecken. Außerdem gibt es viele alte Türen, durch die Nähmaschinen, leises Stimmengewirr und Weihnachtsmusik zu hören ist. In jedem Raum sind viele Wichtel fleißig am arbeiten und verbreiten dabei richtig schöne Weihnachtsstimmung. „Das ist alles sehr geheimnisvoll hier“, sagt Felix aufgeregt. „Dürfen wir mal in einen Raum gehen?“, fragt Anna. „Ja, wir sind sofort da“, sagt Wichtlo und betritt ein Zimmer. Die Kinder gehen vorsichtig hinter dem Wichtel in den Raum. „Wow, ich kann meinen Augen nicht trauen“, sagt Lukas voller Begeisterung. „Ein ganzes Zimmer voll unterschiedlicher Glubschis!“ „Werden die alle von den Wichteln hier hergestellt?“, möchte Felix wissen. „Ja, jeder einzelne Glubschi ist eine Sonderanfertigung für die Kinder!“, sagt Wichtlo. „Schaut mal, dort gibt es ja sogar einen Eichhörnchen-Glubschi! So einen habe ich noch nie gesehen!“ ruft Lukas begeistert. Er geht zu dem Tisch, an dem die Wichtel diesen Glubschi zusammen nähen und schaut ihnen über die Schulter. „Wow sieht das schön aus!“ Der Wichtel schaut ihn lächelnd an. „Gefällt er dir?“ „Und wie!“, entgegnet Lukas. „Da bin ich aber froh. Denn den habe ich selbst entworfen“, sagt der Wichtel stolz. Lukas nickt anerkennend: „So ein Eichhörnchen hätte ich auch gerne – aber leider ist mein Wunschzettel ja schon weg.“ Auch Felix und Anna sehen sich in dem Zimmer um und entdecken viele spannende Sachen. An einem Tisch wird das Fell der Glubschis liebevoll zurecht geschnitten. Am nächsten Tisch werden die Glubschis zusammen genäht und mit Watte befüllt. An einem weiteren bekommen die Kuscheltiere ihre Gesichter und die großen Augen werden angenäht. Dabei beraten sich die Wichtel häufig, in welcher Farbe die Augen glänzen sollen. „Ist das spannend!“, staunt Anna. „Die Wichtel arbeiten Hand in Hand und als Ergebnis kommt ein wunderschöner Glubschi heraus!“, sagt Felix. In einer Ecke steht eine Gruppe Wichtel die lautstark diskutieren und mit einem Stift in der Hand auf einem großen Stück Tapete zeichnen. „Was macht ihr da?“, fragt Anna die Wichtel. Die Wichtel schauen auf und einer antwortet: „Wir erfinden neue Glubschis. Denn einige Kinder wünschen sich welche von diesen Kuscheltieren, die es noch gar nicht gibt. Das ist natürlich eine große Herausforderung für uns!“ „Faszinierend!“, sagt Felix und schaut den Wichteln bei der Arbeit zu. „Sollen wir weitergehen?“, fragt Wichtlo. „Ja. Sehr gerne. Auch wenn ich mich hier gar nicht satt gucken kann“, entgegnet Lukas.

 

„Gehen wir jetzt in die anderen Räume?“, möchte Anna wissen. „Nein, ich habe eine bessere Idee“, sagt Wichtlo, während er auf die Treppe zugeht. Er geht die Wendeltreppe nach oben. Bei jedem Tritt quietschen die Stufen aus Holz. Es wirkt alles sehr verzaubert. „Es fühlt sich in diesem Haus richtig magisch an“, meint Lukas. „Magisch und geheimnisvoll. Ich habe ein richtig aufgeregtes Kribbeln in meinem Bauch“, sagt Felix.

 

Als die Kinder oben angekommen sind, können sie alle Räume im Haus von oben überblicken, wie in einem Theater. Die unteren Räume haben alle keine Zimmerdecke. So können die Kinder die Wichtel bei der Arbeit beobachten. „Das ist ja wahnsinn!“, ruft Lukas erstaunt. „Seht mal, in dem Zimmer da vorne waren wir gerade!“ „Das ist das sogenannte Glubschi-Reich“, erklärt Wichtlo. „In den anderen Zimmern werden andere Kuscheltiere hergestellt. Jeder Raum hat ein bestimmtes Thema. In dem da vorne zum Beispiel werden die Bauernhoftiere zusammen genäht und in dem daneben Tiere aus dem Wald. Dann gibt es noch das Fantasie-Reich, Zootiere, Dinosaurier und und und. Jeder Wichtel arbeitet eine Adventszeit lang im gleichen Raum und kann dort neue Ideen einbringen. Damit ihm nicht langweilig wird, wechselt er zur nächsten Adventszeit den Raum. Wenn sich die Interessen eines Wichtels ändern, können sie auch jedes Jahr in einem anderen Haus anmelden. Es ist richtig spannend, was einige Wichtel alles schon gemacht und erlebt haben“, erzählt Wichtlo stolz. „Und was genau machst du in diesem Haus?“, möchte Lukas wissen. „Ich habe die Verantwortung für die Kuscheltier-Abteilung. Ich ordne die Wünsche der Wunschzettel den entsprechenden Räumen zu und sorge dafür, dass es nachher an die richtige Adresse geht. Außerdem bin ich der Ansprechpartner für alle Wichtel in diesem Haus!“, erklärt Wichtlo. „Das klingt nach einer großen Verantwortung“, sagt Felix bewundernd. „Da vorne ist mein Schreibtisch. Durch den kleinen Schornstein kommen die Wunschzettel, die für unser Haus bestimmt sind. Ich sortiere sie dann hier oben. Außerdem kann ich von hier oben alles sehen. Wenn es irgendwo Probleme gibt, kann ich sofort helfen“, beschreibt Wichtlo weiter seine Arbeit. „Ich bin absolut begeistert von diesem Haus!“, sagt Lukas. „Ich hätte nie gedacht, dass es so einen bezaubernden Ort gibt!“

 

Plötzlich klingelt die Glocke, die an dem Kamin befestigt ist. „Das ist die Wunschzettel-Post für heute“, sagt Wichtlo. Und schon poltert es im Schornstein. Ein ganzer Stapel Wunschzettel fällt auf den Boden. „Da hast du wohl wieder jede Menge Arbeit vor dir“, stellt Anna fest. „Das kannst du laut sagen!“, entgegnet Wichtlo. „Auf den Wunschzetteln stehen aber doch oft viel mehr Sachen als ein Kuscheltier. Was passiert mit den anderen Wünschen, die nicht in diesem Haus bearbeitet werden können?“, möchte Felix wissen. Wenn unser Part des Wunschzettels bearbeitet wurde, harken wir es auf dem Zettel ab und bringen es zur Weihnachtspost. Die Wichtel dort sortieren die Wunschzettel neu, so dass vielleicht noch der ein oder andere Wunsch erfüllt wird“, antwortet Wichtlo.

Wieder ertönt ein Klingeln. „Was war das jetzt?“, möchte Lukas wissen. „Jemand an der Tür geläutet“, entgegnet der Wichtel und macht sich auf den Weg zur Tür. Die Kinder folgen ihm. Heinzi und Nepomuk stehen vor der Tür. „Habt ihr Zeit für einen Kakao mit uns?“, möchte Heinzi wissen. „Ja,haben wir! Wichtlo hat uns bereits viele Eindrücke von dem Kuscheltier-Haus mit auf den Weg gegeben. Es war sehr spannend! Vielen Dank Wichtlo!“, sagt Lukas. „Das freut mich“, entgegnet Wichtlo. „Aber ich muss jetzt leider wieder an die Arbeit. Ihr habt ja den Wunschzettel-Stapel gesehen, den ich als nächstes sortieren muss.“

 

Felix, Lukas, Anna, Heinzi und Nepomuk gehen gemeinsam in das Café der Begegnung unter dem großen Weihnachtsbaum. Sie trinken gemeinsam einen Kakao. Mit leuchtenden Augen erzählen die Kinder, was sie heute alles gesehen haben. „Hat einer von euch beiden auch schon mal in dem Kuscheltier-Haus gearbeitet?“, möchte Felix wissen. „Ja, ich habe dort früher viele Teddybären hergestellt. Damals haben sich fast alle Jungs Teddybären gewünscht“, erzählt Nepomuk. „Hatte Wichtlo damals auch schon die Verantwortung für das Haus?“, fragt Anna. „Ja, Wichtlo trägt die Verantwortung für dieses Haus, solange ich denken kann! Er gehört schon zu dem Haus dazu. Deswegen trägt er auch als einziger Wichtel eine grüne Mütze und grüne Kleidung!“, sagt Heinzi augenzwinkernd. „Damit macht er allen deutlich, dass er zum grünen Haus gehört!“

 

„Müsst ihr denn noch weiter arbeiten?“, fragt Lukas die beiden Wichtel. „Wir sind fertig für heute! Ihr ward ganz schön lange in dem Kuscheltier-Haus, so dass wir alles geschafft haben!“ „Dann können wir ja heute mit euch zusammen nach Hause fahren“, sagt Anna glücklich. Die fünf Freunde steigen in den Zug ein, der in den Bahnhof eingefahren ist. „Ich bin gespannt, was wir morgen für ein Abenteuer erleben werden“, sagt Felix, als sie sich auf den Rückweg in ihre Welt machen.

 

Hier kommt ihr zum Gratis-Download der Geschichte: 14. Die grüne Tür

Hinterlass einen Kommentar

*