Gedanken zu Weihnachten

Das kleine Herz ist heute als erstes in der Küche. Es ist sich nicht sicher, was die Familie von der heutigen Aufgabe hält. Das kleine Herz war am Vorabend so gerührt, was sich die Kinder und die Eltern über ihre Herzenswünsche erzählt haben, dass die heutige Aufgabe in die gleiche Richtung geht. Daher kann es vor lauter Aufregung nicht mehr schlafen und kann es kaum erwarten, dass die Kinder den Brief lesen.

 

Die Wartezeit scheint sich in die Länge zu ziehen, doch dann hört das kleine Herz endlich die Schritte der Kinder auf der Treppe. Es legt den Umschlag mit der Aufgabe auf den Platz von Ida. Die Mutter, die bereits in der Küche ist, merkt die Aufregung von dem kleinen Herzen und sagt: „Das muss heute eine Aufgabe sein, die dir sehr am Herzen liegt … so nervös, wie du bist.“ „Ja, da hast du recht. Zumal ich nicht weiß, ob die Kinder Lust an dieser Aufgabe haben“, erwidert das kleine Herz.

Ida sieht sofort den Umschlag auf ihrem Platz und freut sich. Sie öffnet den Umschlag und gibt Marco den Brief. „Heute darfst du für mich vorlesen“, sagt sie großzügig zu ihrem Bruder. Marco greift gespannt zu dem Brief und liest laut vor.

 

Guten Morgen Ihr Lieben,

ich bin noch immer ganz gerührt von euerm Gespräch über eure Herzenswünsche. Und vor allem über die Begründung, warum es euch so wichtig ist, dass gerade diese Wünsche in Erfüllung gehen.

Weihnachten bedeutet nicht nur beschenkt zu werden, sondern auch zu geben. Das ist meiner Meinung nach sogar noch viel schöner, als selbst Geschenke auszupacken. Daher bekommt ihr heute folgende Aufgabe von mir:

„Überlegt euch Kleinigkeiten, die ihr anderen geben möchtet. Es muss nichts gekauftes sein. Ganz im Gegenteil. Persönliche und selbst gemachte Dinge sind viel mehr wert, als das teuerste Geschenk!“

Viel Spaß wünscht euch, euer kleines Herz

 

„Für mich ist es das schönste, wenn ich Geschenke bekomme und die auspacken kann“, sagt Ida. „Aber du hast doch gestern Abend gemerkt, dass andere Sachen auch sehr wichtig sind, eigentlich sogar viel wichtiger“, meint die Mutter. „Das stimmt, aber Weihnachten bedeutet für mich Geschenke auszupacken“, bleibt Ida bei ihrer Meinung. „Du kannst ja trotzdem einmal über die Aufgabe nachdenken und wir sprechen heute Nachmittag wieder darüber“, sagt der Vater. „Also ich finde die Idee eigentlich sehr gut. Denn Weihnachten ist das Fest der Liebe und da können die Menschen, die einem wichtig sind auch merken, wie wichtig sie einem sind“, gibt Lukas zu bedenken. „Das sehe ich auch so. Die letzten Jahre habe ich da allerdings noch nie drüber nachgedacht“, gibt Marco zu.

 

Als die Kinder aus dem Haus sind, unterhalten sich Laura und Piet über die Aufgabe. „Ich finde es sehr gut, dass das kleine Herz diese Aufgabe gestellt hat. So denken die Kinder intensiver über die Bedeutung von Weihnachten nach. Denn bisher war es für sie am wichtigsten, dass sie möglichst viele, große Geschenke bekommen. Aber das Geben haben sie bisher noch nicht verinnerlicht“, sagt die Mutter. „Ich bin gespannt, ob ihnen etwas einfällt und wen sie glücklich machen wollen“, fügt der Vater hinzu.

 

Nachmittags setzen sich die Kinder zusammen an den Adventskranz und zünden die Kerze an. Die Mutter hat ein Buch mit Geschenkideen auf den Tisch gelegt. „Bei Kerzenlicht bin ich direkt in einer ganz anderen Stimmung“, sagt Lukas. „Da kommen mir auch die besten Ideen“, fügt Marco hinzu. „Hast du schon über die Aufgabe nachgedacht, Ida?“, fragt Lukas seine Schwester. „Ja, das habe ich. Und mir tut es leid, wie ich heute Morgen reagiert habe. Aber ich finde es halt am schönsten Geschenke auszupacken. Andererseits freue ich mich auch darüber, wenn ihr euch über eure Geschenke freut. Und da könnte ich ja zu beitragen“, sagt Ida. Marco und Lukas sind überrascht, denn heute Morgen hatten sie noch nicht den Eindruck, als würde Ida bei dieser Aufgabe mitmachen.

 

 

„Habt ihr euch denn schon Gedanken gemacht, wem ihr etwas schenken möchtet?“, fragt Ida neugierig. „Ja, heute Morgen in Kunst haben wir schon etwas adventliches gebastelt. Da habe ich mir überlegt, wem ich gerne alles eine Freude machen würde“, erzählt Marco. „Verrätst du uns auch, für wen du etwas machen möchtest?“, fragt Ida gespannt. „Auf jeden Fall Papa, Mama und euch. Außerdem können wir ja zusammen etwas für Opa und die Omas machen“, sagt Marco. „Gute Idee“, findet Lukas. „Für meine besten Freunde möchte ich mir auch etwas überlegen. Das wird allerdings ein bißchen schwierig, wenn es etwas selbst gebasteltes ist. Denn ich weiß nicht, ob die sich darüber freuen.“ „Wenn du ihre Interessen triffst, freuen sie sich bestimmt. Es geht vor allem darum, dass du an sie denkst“, muntert Marco seinen Bruder auf. „Außerdem werden die so überrascht sein, dass sie sich alleine darüber freuen, das sie etwas von dir bekommen. Und wir haben ja noch viel Zeit etwas vorzubereiten“, sagt Ida. „Es macht richtig Spaß darüber nachzudenken, wem man etwas schenken möchte und zu überlegen, was das richtige sein kann“, gibt Marco zu.

Die Mutter bekommt mit, wieviel Gedanken sich ihre Kinder über die Aufgabe machen und freut sich sehr. Denn aus Erfahrung weiß sie, dass es sehr viel Freude bereiten kann, wenn man andere mit einer Kleinigkeit überrascht. Zu beobachten, wie die anderen das Geschenk auspacken und im Gesicht zu lesen, wie es ihnen gefällt. Das macht richtig viel Spaß. „Danke für diese Aufgabe, kleines Herz. Das ist ein großer Schritt für unsere Kinder zum Fest der Liebe“, flüstert sie dem kleinen Herz ins Ohr. Das kleine Herz lächelt zufrieden.

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