Das erste Mal mit den Kindern im Garten

„Gestern haben wir die ganze Zeit mit euch im Haus gespielt. Würdet ihr uns heute nach der Schule und dem Kindergarten mit in den Garten nehmen?“, fragt das kleine Herz die Kinder nach dem Aufwachen. „Na klar. Wir können euch zeigen, wie gut wir auf dem Trampolin springen können“, sagt Marco begeistert. „Oder wir gehen mit euch spazieren und zeigen euch richtig tolle Autos“, ergänzt Lukas. „Und ich würde gerne mit euch Fahrrad fahren, denn seit einigen Wochen habe ich ein größeres Rad und damit bin ich richtig schnell“, sagt Ida stolz. „Das sind ja schon sehr viele Ideen“, freut sich Mama Herz. „Am besten ruhen wir uns heute Morgen aus, wenn ihr unterwegs seid, damit wir nachher all eure Ideen verwirklichen können“, schlägt Papa Herz vor. „Okay, dann sehen wir uns heute Mittag wieder“, verabschieden sich die Kinder und gehen zum Frühstück nach unten.

„Ich bin schon ganz gespannt, wie es sich anfühlt, wenn man an der frischen Luft ist“, sagt Papa Herz. „Und ob es so kalt ist, wie du gesagt hast, kleines Herz“, ergänzt Mama Herz. „Es wird fantastisch werden! Die Kinder sprühen so eine Begeisterung aus! Ich bin wirklich unendlich dankbar, dass wir jetzt mit ihnen reden und Sachen erleben können“, ruft das kleine Herz. Die Eltern lächeln das kleine Herz liebevoll an.

 

Nach einem scheinbar endlosen Vormittag und anschließendem Mittagessen der Kinder, kann Familie Herz es kaum noch abwarten mit ihnen nach draußen zu gehen. Endlich kommen Marco, Lukas und Ida nach oben, um ihre gehäkelten Herzen abzuholen. „Seid ihr fertig?“, fragt Lukas die drei. „Schon lange! Wir können es kaum erwarten, mit euch nach draußen zu gehen“, antwortet Papa Herz. Ida nimmt das kleine Herz in ihre Hand, Marco hilft Mama Herz auf seine Schulter und Lukas setzt Papa Herz ebenfalls auf seine Schulter. „Dann steht unserem ersten gemeinsamen Ausflug in den Garten ja nichts mehr im Weg!“, ruft Ida glücklich.

 

„Gehen wir als erstes auf das Trampolin?“, fragt Marco. „Okay, aber danach fahren wir Fahrrad“, sagt Ida. „Na toll, und meine Idee kommt wieder zum Schluss dran“, sagt Lukas traurig. „Wir können doch mit dem Fahrrad eine Runde fahren. Dabei sehen wir auch tolle Autos“, schlägt Marco vor. „Na gut. Dann habe ich halt länger Zeit für die Vorfreude“, gibt Lukas nach.

Die Kinder springen immer im Wechsel auf dem Trampolin, während Familie Herz auf der Bank neben dem Tramplin sitzt und fasziniert zusieht. „Schaut mal! Ich kann ein Salto!“, ruft Ida stolz und springt ab. „Das war doch kein Salto, sondern nur eine Rolle“, murrt Marco. „Du hast aber schon gut geübt, Ida. Das ist schon viel besser geworden“, versucht Lukas seine Schwester zu trösten. Ida ist dennoch traurig. „Warum muss Marco mich immer schlecht machen?“, fragt sie das kleine Herz leise. „Ich finde mein Salto nämlich toll!“ „Du springst fantastisch, Ida! Lass dir doch die Laune nicht verderben!“, versucht das kleine Herz seine Freundin zu trösten. Aber Ida ist die Lust am Trampolin springen vergangen. Marco und Lukas springen noch ein bißchen länger und Marco gelingt heute sein erster, richtiger Rückwärtssalto! Er ist total aus dem Häuschen. „Habt ihr das gesehen? Das habe ich ja noch nie geschafft. Und dieses mal bin auf den Füßen gelandet!“, ruft Marco atemlos. Ida klatscht Beifall. „Das sah wirklich gut aus!“, freut sie sich für ihren Bruder. Lukas hingegen geht zu Papa Herz und flüstert: „Warum muss Marco immer so angeben?“ „Ich glaube einfach, dass er sich sehr darüber freut. Und diese Freude möchte er mit euch teilen“, entgegnet Papa Herz.

 

„Können wir jetzt endlich Fahrrad fahren? Sonst ist es gleich schon dunkel und wir haben wieder nur das gemacht, was Marco wollte“, sagt Lukas. „Okay. Dann lasst uns mal unsere Helme und Fahrräder holen“, ist Marco einverstanden. „Fahrt aber bitte nicht so schnell. Ich darf ja nicht alleine hinterher fahren“, sagt Ida. So fahren die drei Kinder gemeinsam los. Die drei Herzen sitzen auf ihren Schultern und sind total begeistert. „Das fühlt sich super an!“, ruft Mama Herz glücklich. „Wir sind ja sooo schnell!“, freut sich Papa Herz. „Du fährst richtig gut, Ida. Und du kannst von der Geschwindigkeit sehr gut mit deinen Brüdern mithalten“, flüstert das kleine Herz Ida ins Ohr. Ida lächelt stolz.

 

Als sie an einem Autohaus vorbeikommen, freut sich Lukas. „Seht mal, heute sind hier richtig coole Autos! Ein Ford Mustang. Der war ja noch nie hier. Was meint ihr, wie toll der klingt, wenn der startet? Wie ein Rennauto!“, erzählt er mit leuchtenden Augen. „Du kennst dich ja richtig gut mit Autos aus“, staunt Papa Herz. „Ja, ich interessiere mich sehr dafür. Aber leider mag keiner meine Interesse teilen; es langweilt sie“, sagt Lukas traurig. „Aber Marco und Ida schauen sich doch auch die Autos an“, wundert sich Papa Herz über Lukas‘ Traurigkeit. „Das machen sie nur, um mir einen Gefallen zu tun und weil ihr heute dabei seid“, entgegnet Lukas. „Kannst du mir denn noch mehr über Autos erzählen? Ich kenne ja nur die Spielzeugautos aus eurer Wohnung“, sagt Papa Herz. Das lässt Lukas sich nicht zweimal sagen und er kann über jedes Auto etwas besonderes sagen.

 

„Wir müssen nach Hause. Mama hat gesagt, dass wir vor der Dunkelheit zu Hause sein sollen“, erinnert Ida ihre Brüder. So machen sich die drei Geschwister auf den Rückweg. Zu Hause angekommen, gehen sie mit den drei Herzen nach oben in das Zimmer von Ida. „Wie hat euch der Ausflug gefallen?“, möchte Marco wissen. „Es war super. Total spannend und sehr viele Eindrücke“, sagt Mama Herz. „Aber ein paar Sachen, haben mich traurig gemacht.“ „Was denn?“, möchte Ida wissen. „Als du uns deinen Salto gezeigt hast, haben deine Brüder sich nicht für dich gefreut. Obwohl das ein wirklich guter Sprung war. Genau das gleiche mit dem Rückwärtssalto von Marco. Ich habe seine Freude bis unter meine Haut spüren können. Ihr ward beide so begeistert von euerm Sprung, aber keine war bereit die Freude und Begeisterung mit euch zu teilen. Das ist schade, denn geteilte Freude ist doppelte Freude!“, erklärt Mama. „Das hat sich wirklich blöd angefühlt“, sagt Marco. „Ich habe das Gefühl, dass ihr mit euern Sprüngen angeben wollt! Und das ihr mich dadurch schlecht machen wollt“, verteidigt sich Lukas. „Es will dich keiner schlecht machen! Du machst doch schon einen super Vorwärtssalto und eine richtig coole Schraube – die kann ich nicht“, sagt Marco. „Aber Ida möchte Anerkennung für ihr Vorwärtssalto und dadurch wird meins schlecht gemacht“, sagt Lukas. „Nein! Das wollte ich damit nicht sagen. Ich bin doch nur stolz, auf meinen Salto. Ich weiß, dass du den besser kannst, aber ich habe auch einen geschafft“, erwidert Ida. „Vielleicht solltet ihr euch mehr miteinander freuen, anstatt den anderen schlecht zu machen. Denn jeder erlebt mal etwas ganz tolles, oder schafft etwas ganz tolles. Und das möchte man mit den Menschen teilen, die einem besonders wichtig seid. Und ich habe das Gefühl, dass ihr drei euch sehr wichtig seid!“, sagt Mama Herz. Die Kinder schauen sich an und nicken.

„Mir ist aber noch mehr aufgefallen“, sagt Papa Herz. „Als Lukas mir von den Autos erzählt hat, ist so eine Begeisterung aufgeflackert, dass ich ihm einfach fasziniert zuhören musste. Du hast es ganz toll erzählt, Lukas. Es hat mir Freude bereitet, dir zuzuhören. Es ist schade, dass Lukas das Gefühl hat, dass es niemanden interessiert, was er erzählt. Denn dadurch fühlt er sich oft alleine.“ „Naja, manchmal ist es ja auch total uninteressant. Für mich sind Autos eben nicht so spannend“, gibt Ida zu. „Aber wenn Lukas mit so einer Begeisterung erzählt, dann wird es spannend“, sagt Papa Herz. „Versucht euch mal darauf einzulassen, den anderen zuzuhören, wenn sie von ihrem Thema erzählen. Wenn Ida von Pferden oder Einhörnern erzählt, bekommt sie ja auch oft zu hören, dass es keinen interessiert“, sagt das kleine Herz. „Es fühlt sich einfach gut an, wenn man das Gefühl hat, dass einem zugehört wird“, sagt Mama Herz. „Es ist nicht einfach, vor allem, wenn euch das Thema nicht so sehr interessiert. Aber es wird euch noch näher bringen, wenn ihr wisst, was den anderen so fasziniert“, sagt Papa Herz.

 

„Wir werden es versuchen! Denn ich hätte mich heute wirklich sehr gefreut, wenn ihr euch ein wenig mehr über meinen Rückwärtssalto gefreut hättet“, sagt Marco. „Ihr habt recht! Wir sollten uns mehr für die Interessen und die Freude der anderen interessieren. Dann wachsen wir noch enger zusammen und fühlen uns wohl zu Hause“, meint Lukas. „Das Einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt, ist die Freude“, sagt Papa Herz. „Und wenn sich eure Freude verdoppelt, ist im ganzen Haus wieder viel mehr Glück zu spüren!“

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