Die Aufregung am nächsten Morgen lässt die Kinder sehr früh wach werden. Anna läuft in das Zimmer ihrer Brüder und will diese wecken, aber auch die beiden unterhalten sich bereits über den letzten Tag. „Das war so genial gestern! Das wir mal in Wichtelgröße durch eine Wurzel-Rutschbahn rutschen werden, hätte ich mir niemals vorstellen können“, erzählt Lukas. „Ich bin schon ganz aufgeregt, was heute passieren wird. Ob heute ein Ticket für den Zug in der Socke ist?“, überlegt Felix. „Lasst uns am besten schnell nachsehen! Ich bin nämlich auch schon ganz aufgeregt“, sagt Anna.
Die drei Kinder rennen die Treppe nach oben und auch Heinzi und Nepomuk warten bereits gespannt auf die Kinder. „Seid ihr auch so aufgeregt?“, fragt Lukas die Wichtel. „Ja, das kannst du aber laut sagen. Jetzt ward ihr schon so nah dran gestern und konntet dennoch nicht mit bis in das Weihnachtsdorf“, sagt Heinzi noch immer sichtlich enttäuscht. „Für den ersten Moment haben wir auch schon eine Menge erlebt! So eine geniale Rutschpartie hat man nicht jeden Tag“, meint Felix. „Außerdem haben wir gestern versucht die Rutsche aus Strohhalmen nachzubauen. Das jede Menge Spaß gemacht!“, erzählt Anna begeistert. „Als Mama unser Kunstwerk gesehen hat, fand sie es eine wunderbare Idee! Sie hat sich nur gewundert wo wir auf einmal diese tollen Ideen her bekommen“, sagt Lukas grinsend.
„Ich kann jetzt aber nicht mehr länger warten! Ich bin so gespannt, wie es heute weitergeht!“, sagt Felix aufgeregt und geht zu seinem Söckchen. Mit einem Glockenklingeln öffnet er die Schleife von dem Söckchen mit der Nummer 12. „Es fühlt sich hart an“, beschreibt Felix, während er das Geschenkpapier abwickelt. Und tatsächlich: es kommt eine Lokomotive zum Vorschein. „Wow, die sieht ja aus, wie die Lokomotive des Wichtel-Zugs von gestern“, staunt Anna. „Ob die Lokomotive unsere Fahrkarten enthält?“, überlegt Lukas. „Wie wäre es, wenn wir es direkt ausprobieren?“, schlägt Nepomuk vor. „Anna, denk bitte wieder an den Schlüssel von gestern, damit ihr in den magischen Baumstamm hineinkommt!“, erinnert Heinzi.
So machen sich die Kinder auf den Weg in den Garten. Felix hält die Lokomotive in der Hand, Anna den Schlüssel und aus Lukas‘ Jackentasche schauen die beiden Köpfe von Heinzi und Nepomuk heraus. Am Baumstamm angekommen, klettern die beiden Wichtel aus der Tasche heraus. „Seht ihr, da vorne ist noch das Schlüsselloch!“, ruft Nepomuk erfreut. Anna steckt den Schlüssel hinein und gemeinsam drehen die drei Kinder und die beiden Wichtel den Schlüssel herum. Die Sternschnuppe erscheint und lässt Felix, Lukas und Anna erneut auf die Größe der Wichtel schrumpfen. Glücklich sehen sie sich an und gehen voller Vorfreude zu der Rutschbahn. „Darf ich heute mit dir zusammen rutschen, Heinzi?“, fragt Anna den kleineren Wichtel. „Na klar! Komm wir rutschen los!“, ruft Heinzi. Mit klopfendem Herzen, aber voller Vorfreude rutschen Heinzi und Anna als erstes los. „Jippieh! Ich fliege mit einem Weihnachtswichtel durch den Weltall!“, hören Felix und Lukas ihre Schwester rufen. Sie grinsen sich an und springen gemeinsam mit Nepomuk auf die Rutsche. „Auf geht’s!“, ruft Nepomuk und auch die drei machen sich auf den Weg in die Wurzel-Rutsche. „Ich fühle mich wie ein Astronaut! Völlig schwerelos!“, ruft Lukas überglücklich. „Es fühlt sich so genial an, als würde man fliegen!“, sagt Felix. Und Nepomuk lächelt glücklich. Am Ende stehen die fünf wieder in der riesigen Höhle, in der aus allen Richtungen die unterschiedlichsten Wichtel angerutscht kommen. Die Kinder schauen sich fasziniert um und nehmen auch heute viel mehr um sich herum wahr. „Ist euch eigentlich aufgefallen, dass alle Wichtel eine rote Mütze auf haben?“, fragt Anna ihre Brüder. „Nein, ich habe bisher nur festgestellt, dass wirklich jeder der hier unten ankommt über das ganze Gesicht lächelt!“, entgegnet Felix. „Da hinten kommen die zwei Lichter des Zuges näher!“, ruft Lukas aufgeregt, aber doch ein wenig ängstlich. Denn das Gefühl von dem grimmigen Wichtel ist noch stark in seiner Erinnerung geblieben.
Der Zug hält direkt vor ihnen und es steigen alle Wichtel um sie herum ein. „Darf ich bitte eure Fahrkarten sehen?“, fragt heute ein anderer Wichtel. Er ist kleiner und hat seine rote Mütze bis in sein Gesicht gezogen. Die Augen können so eben noch unter der Wichtelmütze herausschauen. Felix greift in seine Jackentasche, in der er die Lokomotive verstaut hatte. Zu seinem Erstaunen, hat sich die Lokomotive in drei Fahrkarten verwandelt. Er hält sie dem Wichtel hin und der betrachtet sie intensiv. „Besucher des Weihnachtsdorfes – gültig für einen Tag“, liest er vor. „Na dann wünsche ich euch einen unvergesslichen Tag in unserem schönen Weihnachtsdorf sagt der Wichtel lächelnd und lässt die drei Kinder gemeinsam mit Heinzi und Nepomuk einsteigen. Den Kindern fällt ein Stein vom Herzen. „Ich bin wirklich sehr erleichtert, das wir heute mitfahren dürfen“, spricht Lukas seine Gefühle aus. Und schon fährt der Zug los.
Der Zug fährt sehr schnell und es sieht so aus, als würde er durch eine Schnee-Landschaft fahren. „Wo sind wir denn hier?“, möchte Anna wissen. „Ich dachte, wir wären unter der Erde. Wo kommt der ganze Schnee her?“, ergänzt Felix die Frage. „Durch die Wurzel-Rutschbahn sind wir bis zum Nordpol gereist. Einmal quer durch die Erdkugel. Der Zug fährt uns jetzt an die Oberfläche. Wir kommen dem Weihnachtsdorf immer näher“, erklärt Nepomuk. „Das kann doch gar nicht sein“, staunt Lukas. „Wie kommt man in so kurzer Zeit zum Nordpol?“ „Ihr wisst doch – die Magie der Weihnachtszeit macht alles möglich!“, entgegnet Heinzi. „Immerhin müssen viele Wichtel einen weiten Weg auf sich nehmen, um ins Weihnachtsdorf zu gelangen. Da wäre eine weite Anreise nicht förderlich für das Weihnachtsfest“, sagt Nepomuk.
Anna, Lukas und Felix schauen staunend aus dem Zugfenster. Die komplette Landschaft um sie herum ist weiß. Lukas starrt mit offenem Mund in den Himmel: „Seht mal! Dort sind die bekannten Nordlichter!“ „Tatsächlich! Da habt ihr aber richtiges Glück, denn die Nordlichter sehen wir auch nicht jeden Tag“, sagt Heinzi lächelnd. „Ich habe noch nie so etwas schönes gesehen“, sagt Anna verträumt. „Das muss jetzt wirklich die Magie der Weihnachtszeit sein“, fügt Felix hinzu.
Der Zug wird langsamer und kommt schließlich zum stehen. Er hat in einem großen Bahnhof angehalten. Die Wichtel steigen nach und nach aus und gehen durch verschiedene Türen. Schließlich sind nur noch Felix, Lukas, Anna, Heinzi und Nepomuk in der großen Bahnhofshalle. Die Kinder schauen sich begeistert um. „Seht mal, der wunderschöne Weihnachtsbaum in der Mitte“, sagt Lukas entzückt. „Und die weihnachtliche Musik im Hintergrund“, schwärmt Anna, die direkt zu tanzen anfängt. „Überall leuchten bunte Lichter und es stehen ganz viele Teller mit Süßigkeiten herum“, ergänzt Felix. Nepomuk und Heinzi beobachten die Kinder lächelnd. „Hier ist der Wichtel-Bahnhof. Jeder, der hier ankommt, darf sich zuerst an den Süßigkeiten bedienen, um sich zu stärken“, erzählt Heinzi. „Wo sind die Wichtel jetzt alle hin?“, möchte Felix wissen. „Jeder Wichtel hat eine spezielle Aufgabe. Hinter den Türen sind verschiedene Bereiche des Weihnachtsdorfes. So geht jeder Wichtel ab dem Bahnhof seinen eigenen Weg“, entgegnet Nepomuk. „Und hinter welche Tür müsst ihr?“, möchte Lukas nun wissen. „Seht ihr die rote Tür dort hinten? Das ist unser Eingang“, sagt Heinzi stolz. „Was macht ihr da?“, fragt Anna neugierig. „Wir verpacken und beschriften die Geschenke für die Kinder“, sagt Nepomuk.
Felix, Lukas und Anna gehen gemeinsam mit Nepomuk und Heinzi zu der roten Tür. Dort hängt ein Schild: „Betreten nur mit einer roten Eintrittskarte“. Traurig sehen sich die Kinder an. „Es sieht so aus, als dürften wir hier nicht mehr weitergehen“, sagt Lukas traurig. „Aber was ist denn das da hinten?“, möchte Anna noch wissen und zeigt unter den Weihnachtsbaum. „Das ist das Café der Begegnung“, sagt Heinzi. „Dort gehen die Wichtel hin, die bereits lange gearbeitet haben und sich bei einem warmen Kakao mit anderen Wichteln unterhalten möchten oder einfach nur eine Pause brauchen.“ „Dürfen wir dort auch hin?“, fragt Felix aufgeregt. „Klar! Wir gönnen uns noch einen gemeinsamen Kakao, bevor ihr wieder nach Hause fahrt und wir an die Arbeit gehen“, bestimmt Nepomuk. Die fünf setzen sich an einen Tisch. Die Tischplatte sieht aus wie ein Strohstern und die Stühle sind aus Legosteinen. „Wow, so ein tolles Café habe ich noch nie gesehen“, sagt Felix begeistert.
Da kommt der kleine Wichtel aus dem Zug, der seine Wichtelmütze weit in sein Gesicht gezogen hat. Er bringt fünf Kakao mit Sahne an den Tisch. „Hier, eure Bestellung“, sagt er freundlich. „Aber wir haben doch noch gar nichts bestellt“, entgegnet Lukas. „Wir sind im Wichtel-Bahnhof. Ich kann eure Gedanken lesen. Und die haben bei mir für jeden einen Kakao mit Sahne bestellt. Süßigkeiten könnt ihr euch von den Tellern nehmen – so viel ihr wollt!“, fügt der freundliche Wichtel hinzu. Um sie herum sind viele Tische mit Wichteln besetzt, die alle sehr zufrieden und glücklich aussehen. „Hier spürt man richtig die Freude auf Weihnachten. Es wirkt alles so harmonisch und entspannt!“, stellt Anna fest. „Und das, obwohl ihr vor Weihnachten so viel Arbeit habt. Wieso geht das bei den Menschen nicht? Wieso wirken bei uns immer alle Erwachsenen so gestresst und genervt?“, fragt Lukas. „Hier im Weihnachtsdorf freuen wir uns alle auf Weihnachten. Wir lieben diesen besonderen Stress, denn für uns bedeutet er Freude. Alles was wir hier machen, haben sich Kinder gewünscht. Und ihre leuchtenden Augen machen für uns die Vorweihnachtszeit zu einer ganz besonderen Zeit“, erklärt Nepomuk. „Durch unsere Arbeit bleibt die Magie der Weihnachtszeit erhalten und das ist für uns etwas ganz besonderes“, fügt Heinzi hinzu.
Die Kinder sitzen noch eine zeitlang mit Heinzi und Nepomuk im Café unter dem Weihnachtsbaum und genießen die besinnliche Stimmung. „So schön es hier auch ist. Wir müssen jetzt Geschenke einpacken gehen. Gleich kommt der Zug und fährt euch wieder zurück in die große Höhle. Von dort kennt ihr den Weg nach oben, oder?“, fragt Nepomuk. „Ja klar, das kriegen wir hin“, sagt Lukas, obwohl er ein komisches Gefühl im Bauch bekommt – denn ohne Heinzi und Nepomuk erscheint ihm hier alles ein wenig schwierig. Der kleine Wichtel, der sie vorhin mit dem Kakao überrascht hat, kommt auf sie zu und sagt: „Ich mache jetzt eine kurze Pause. Stimmt es, dass heute die Nordlichter zu sehen sind?“ „Ja, die haben wir auf dem Hinweg gesehen“, entgegnet Anna. „Prima, dann fahre ich jetzt mit dem Zug und schaue sie mir an!“, ruft er erfreut. „Wollt ihr mich begleiten?“ Den Kindern fällt ein Stein vom Herzen. Denn nun haben sie jemanden an ihrer Seite, der ein wenig auf sie achten kann. „Sehr gerne fahren wir mit dir mit“, sagt Felix.
Während Heinzi und Nepomuk hinter der roten Tür verschwinden, steigen Felix, Lukas und Anna mit dem kleinen Wichtel in den Zug ein. „Wie heißt du eigentlich?“, möchte Anna wissen. „Ich bin Wichti“, entgegnet der kleine Wichtel. „Arbeitest du in dem Café?“, möchte Lukas wissen. „Nein, dort arbeitet eigentlich niemand. Jeder holt sich selbst, was er möchte“, entgegnet Wichti. „Achso. Ich dachte, weil du uns den Kakao gebracht hast …“, stottert Lukas. „Ich wollte euch eine Freude machen. Schließlich seit ihr zum ersten Mal hier, oder?“, fragt Wichti. „Ja, wir durften heute zum ersten Mal in das Weihnachtsdorf“, sagt Anna glücklich. „Och, da muss ich dich enttäuschen. Das Weihnachtsdorf ist das hier noch nicht. Hier ist nur der Wichtel-Bahnhof. Von hier kann jeder Wichtel seinen Arbeitsplatz im Weihnachtsdorf erreichen. Aber das Weihnachtsdorf selbst sieht noch viel schöner aus! … Fast so schön, wie die Nordlichter dort draußen“, sagt Wichti mit einem verträumten Blick zum Himmel, an dem die Nordlichter tanzen.
In der großen Höhle angekommen, verabschieden sich die Kinder von Wichti, der im Zug sitzen bleibt, um zurück zum Wichtel-Bahnhof zu fahren. Felix, Lukas und Anna stecken den Schlüssel in das Schlüsselloch an der Rutschbahn und drehen ihn gemeinsam um. Sie fliegen mit der ankommenden Sternschnuppe die Rutsche nach oben und landen in Lebensgröße wieder vor dem Baumstamm in ihrem Garten. „Jeden Tag kommen wir ein Stückchen weiter“, freut sich Anna. „Wie gut, das jeder von uns noch vier Advents-Söckchen öffnen darf, denn so sehen wir bestimmt noch jede Menge aus der Weihnachtswelt“, freut sich Felix. „Sollen wir jetzt an unserer persönlichen Weihnachtswelt weiterbauen? Wir können den Wichtel-Bahnhof hinzufügen und ein tolles Café“, schlägt Lukas vor. „Vielleicht dürfen wir ja ein paar Strohsterne für dieses besondere Café unter dem Weihnachtsbaum benutzen?“, überlegt Anna. Voller Vorfreude auf das gemeinsame Bauen und den morgigen Tag gehen die drei Kinder ins Haus. Mama freut sich sehr über die Harmonie, die seit Tagen zwischen ihren drei Kindern herrscht. „Ich freue mich wirklich sehr, dass ihr drei euch so gut versteht und zusammen spielt“, sagt sie. „Wir haben gemerkt, dass wir uns viel mehr auf Weihnachten freuen können, wenn wir nicht ständig streiten. Immerhin ist die Adventszeit doch eine besondere Zeit – hast du selbst gesagt“, fügt Lukas hinzu.
Hier geht es zum Gratis-Download der Geschichte: 13. Im Wichtel-Bahnhof
Keine Kommentare