Der magische 30. November

Heute ist der 30. November. Normalerweise freuen sich Felix, Lukas und Anna an diesem Tag immer besonders, da am nächsten Tag die Adventszeit beginnt. Aber Papa und Mama haben ihnen in diesem Jahr den Spaß verdorben. „Ich weiß gar nicht, was das soll. Wir bekommen doch jedes Jahr einen Adventskalender mit Überraschungen. Und jetzt das: nur ein einfacher Schokoladen-Kalender“, knurrt Lukas. „Echt! Das ist so gemein. Die können uns wirklich die Vorfreude auf den ganzen Advent verderben! Dabei hatte ich mich so auf den Barbie-Kalender gefreut!“, bestätigt Anna ihren Bruder. „Und ich auf den Kalender mit den Fußball-Karten“, gibt Felix ihr recht. „Ich weiß gar nicht, warum ich keinen Kalender mit Glubschis bekomme. Damit spiele ich doch am allerliebsten. Das wissen Papa und Mama genau. Und jetzt geben sie uns diesen blöden Schokoladen-Kalender…“, murmelt Lukas empört vor sich hin.

 

In dem Moment kommt die Mama in das Zimmer. Sofort werden die Kinder ruhig, aber die Mama hat das Gespräch mitbekommen. „Ihr findet es also ungerecht, dass ihr „nur“ einen Schokoladen-Kalender bekommen habt? Das kann ich sogar verstehen. Allerdings sind Papa und ich der Meinung, dass eure Wünsche immer größer werden. Dabei kommt es im Advent doch auf die gemeinsame Zeit und die Vorfreude auf Weihnachten an. Und nicht darauf, wer das größte Geschenk hat. Das ist kein Wettbewerb und deswegen haben wir in diesem Jahr diese Entscheidung getroffen. Wir verstehen, dass ihr das blöd findet! Ich würde mich als Kind auch darüber ärgern – zumal ihr in den letzten Jahren immer besondere Überraschungen von uns bekommen habt. Aber vielleicht könnt ihr auch uns verstehen. Außerdem können wir in diesem Jahr die Adventszeit einmal ganz anders genießen! Wir können viel zusammen spielen, basteln oder einfach zusammen sitzen und jeder liest aus seinem Lieblingsbuch vor. Denn diese gemeinsamen Momente sind viel wertvoller, als das größte Geschenk aus dem Adventskalender!“

 

Die Kinder schauen ihre Mama nachdenklich an, sagen aber nichts dazu. Daher geht die Mama wieder aus dem Zimmer heraus. Felix. Lukas und Anna schauen sich an. „Vielleicht hat Mama ja recht – aber unfair ist es trotzdem!“, ruft Felix. Wenn ich morgen in die Schule gehe, erzählt mir jeder, was er tolles in seinem Adventskalender hatte – und ich? Ich muss dann sagen, dass ich nur ein Stück Schokolade bekommen habe…“ Lukas fügt hinzu: „ Ganz genau. Und gemeinsame Zeit können wir auch verbringen, wenn wir unsere Überraschungs-Adventskalender bekommen hätten. Schließlich hätte ich dann Glubschis, mit denen wir spielen könnten.“ Anna seufzt: „Das wird die traurigste Adventszeit, die ich je hatte. Ohne jegliche Überraschung. Das kann mir auch meine Lieblingsgeschichte nicht geben.“

 

Während Felix, Lukas und Anna abends in ihren Betten liegen, unterhalten sich die Eltern noch einmal über ihre Entscheidung. Schließlich können sie beide den Unmut der Kinder verstehen. „Die drei haben sich so sehr auf ihre Überraschungen gefreut. Ich kann schon verstehen, dass sie jetzt wahnsinnig enttäuscht sind“, sagt Papa. „Ich halte die Entscheidung dennoch für richtig. Jedes Jahr werden die Wünsche der drei größer und jedes Jahr sind ihre Wünsche in Erfüllung gegangen. Das Wünsche in Erfüllung gehen, ist für die drei doch schon selbstverständlich! Dabei sollte ein Wunsch doch etwas Besonderes bleiben! Und vielleicht verstehen die drei das durch unsere Entscheidung“, sagt Mama.

 

Zeitgleich zu der Unterhaltung der Eltern geschieht in dem Spielzimmer der drei Kinder etwas magisches. Unbemerkt schleichen zwei kleine Wichtel durch das gekippte Fenster in das Zimmer. Die beiden tragen einen Adventskalender aus selbst gestrickten Socken hinter sich her. Mühsam hängen sie die rote Kordel, an denen die 24 Söckchen befestigt sind, an der Wand über der Lese-Ecke auf. Es sieht wirklich schön aus. Sehr adventlich und liebevoll gestaltet. In die rot-grün-gestreifte Socke mit der Nummer 1 stecken die beiden Wichtel ein kleines, verpacktes Geschenk. Anschließend bestäuben sie es mit Glitzerstaub, den Heinzi, der kleinere Wichtel, aus seinem Jute-Säckchen geholt hat. Nepomuk, der größere Wichtel, bindet die Socke oben mit einer roten Schleife zu und befestigt an der Sockenspitze ein kleines, goldenes Glöckchen.

Zufrieden schauen die beiden Wichtel mit der roten Mütze ihr Werk an und lächeln glücklich. „Die drei werden morgen früh ganz überrascht aus der Wäsche schauen, wenn sie den Adventskalender sehen. Schließlich rechnen sie nicht mit einer Überraschung“, sagt Heinzi. „Ich freue mich jetzt schon auf ihre Gesichter, wenn sie das kleine Päckchen auspacken. Auf den ersten Blick werden sie sich mit Sicherheit wundern, aber dann wird die Freude der drei umso größer sein!“, prophezeit Nepomuk. „Jetzt müssen wir noch die wichtigste unserer Aufgaben erfüllen“, sagt Heinzi zwinkernd. „Ja, und die schwerste zugleich. Hoffentlich geht alles gut, damit die drei eine magische Adventszeit erleben!“ Mit diesen geheimnisvollen Worten verschwinden Heinzi und Nepomuk wieder durch das Fenster, wobei sie sich noch einmal zu dem magischen Adventskalender umdrehen.

 

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