Jetzt ist mein Selbstversuch schon wieder vorbei und ich bin absolut begeistert. Diese Woche ohne mein Smartphone und den privaten Computer haben uns viele schöne Erlebnisse gebracht. Wer weiß, ob wir unter „normalen Umständen“ auf diese Ideen gekommen wären.
Nun bekommt ihr aber zuerst einen Einblick in meine Gefühlswelt und unsere Erlebnisse der letzten Woche:
Freitag, 09. März 2018 – 1. Tag ohne Internet:
Mein Wecker ist am Handy, also liegt mein Smartphone täglich am Bett. Heute habe ich es direkt nach dem Klingeln ausgestellt und in den Schrank gelegt. Ich muss aber unbedingt versuchen meinen alten Wecker zu aktivieren.
Den Vormittag über hat mir nichts gefehlt. Fragen im Büro, die ich sonst schnell per WhatsApp kläre, habe ich heute am Telefon geregelt. Auch schön die Stimme meines Mannes zwischendurch zu hören 🙂
Und es gibt tatsächlich noch andere Uhren im Haus, als die Uhr am Smartphone. Hilfreich wäre eine funktionierende Armbanduhr – da müsste ich mich in Kürze mal wieder drum kümmern…
Auch die Kinder haben nach der Schule weder nach Computer noch nach dem Smartphone gefragt. Sonst spielen sie ganz gerne „zum runter kommen“ ein paar Level bis zum Mittagessen. So haben sie sich eine andere Beschäftigung gesucht. Und ganz ehrlich: das war viel entspannter als sonst…
Als ich Fotos von den Kindern mit unseren Mäusen machen sollte, habe ich unsere verstaubte Kamera aus der Schublade geholt. Wie gut, das wir noch frisch aufgeladene Akkus im Haus hatten.
Die Kinder haben sich nachmittags per Telefon verabredet und nicht schnell über mein Smartphone per WhatsApp bei den entsprechenden Müttern gefragt. Durch das eigenständige Telefonieren (das wurde bisher bei uns nur ganz wenig gemacht) habe ich das Gefühl, dass sich die beiden ein Stück weiter entwickelt haben – sowohl an Selbstständigkeit, als auch an Selbstbewusstsein.
Abends beim Fernseh-Programm der Kinder war ich viel aufmerksamer. Da ich nicht wie sonst durch Facebook oder Ebay gesurft bin, konnte ich diese abendliche Zeit mit den Kindern viel intensiver nutzen.
Für mich ging das Einschlafen viel besser ohne Handy am Bett, denn sonst spiele ich oft noch über eine halbe Stunde. Das fällt ja jetzt weg. Und es macht mich echt zufriedener.
Somit war der erste Tag für alle Beteiligten durchweg positiv!!!
Samstag, 10. März 2018 – 2. Tag ohne Internet:
Der Start in den Tag ging heute komplett ohne Smartphone, denn ich brauchte ja keinen Wecker. Auch unsere Kinder starten heute komplett medienfrei. Sonst schauen sie am Wochenende oft schon ein wenig Fernsehen, bis wir aufstehen (denn am Wochenende muss ich nicht schon um 6 Uhr aus den Federn – im Gegensatz zu unseren Kindern). Aber heute haben sie sich stundenlang mit unseren Mäusen im Terrarium beschäftigt.
Unser Ältester hatte heute ein Fußballspiel. Ich konnte das Spiel in voller Länge genießen, fühlte mich nicht „verpflichtet“ irgendwem das aktuelle Spielergebnis zu schicken oder Fotos zu machen (die später sowieso meistens gelöscht werden, weil sie in der Bewegung grundsätzlich verwackeln).
Und die Ergebnisse der Bundesliga konnte ich im Radio hören – so wie früher 😉
Sonntag, 11. März 2018 – 3. Tag ohne Internet:
Auch heute verzichten die Kinder morgens wieder auf das Fernseh-Programm und kuscheln sich stattdessen auf das Sofa. Unser Großer hat zwei Bücher von Pippi Langstrumpf vorgelesen und unsere Kleine hat ihm sehr aufmerksam an den Lippen gehangen. Das war ein richtig schönes Bild!
Anstatt mich in meinen freien Minuten von dem Smartphone ablenken zu lassen, habe ich einen Kaffee mehr mit meinem Mann getrunken oder mal ein wenig gehäkelt – für die Osterdekoration.
Ich genieße den Tag viel mehr, habe einen Blick für die zahlreichen Vögel in unserem Garten. Erkläre den Kindern, was dort gerade für Vögel ihre Zwischenmahlzeit einnehmen. (Das hat früher mein Opa auch mit mir gemacht und an diese besonderen Momente erinnere ich mich jetzt noch sehr gerne). Mittlerweile können die Kinder auch schon die Blau- von der Kohlmeise unterscheiden und den Spatz vom Buchfink. Das das Rotkehlchen eher ein seltener Gast ist, haben sie auch schon gemerkt und das der Zaunkönig wirklich sehr klein ist, haben sie ebenfalls festgestellt.
Vor dem Einschlafen habe ich heute seit langer Zeit das erste mal wieder ein Buch gelesen. Danach war ich so müde, dass ich sofort eingeschlafen bin – aber mein Kopf war absolut frei!
Montag, 12. März 2018 – 4. Tag ohne Internet:
Da ich meinen Wecker nicht wieder aktiviert bekommen habe, musste ich mein Smartphone anstellen. Ich habe aber alle Nachrichten weg gedrückt, so dass ich sie mir erst am Freitag ansehen werde. Direkt nach dem Aufstehen habe ich es wieder komplett ausgestellt und weg gelegt – übrigens keine Ahnung, wieviele Nachrichten sich bereits angesammelt haben.
Eine Ausnahme haben wir übrigens für die Nutzung des Internets aufgestellt: die Kinder dürfen das Programm Antolin nutzen. Bei diesem Programm können sie Fragen zu selbst gelesenen Büchern bearbeiten. Dadurch das es für jede Frage Punkte gibt, ist unser Jüngerer absolut motiviert zu lesen. Allein am letzten Wochenende hat er 4 (!) Bücher gelesen, um diese zu bearbeiten. Das möchte ich natürlich weiter fördern, denn lesen macht richtig viel Spaß!
Heute haben wir zum ersten mal nach dem Winter zwei unserer Wasserschildkröten an der Teich-Oberfläche gesehen. Das hätte ich gerne bei Facebook gepostet, denn das ist ein Vorbote des Frühlings! Aber es macht auch Spaß diese Nachricht unseren Freunden persönlich zu sagen!
Ich habe heute Nachmittag mit jedem Kind eine besondere Sache gemacht. Eine Kleinigkeit, die sich jeder gewünscht hatte. Und ich wurde durch nichts dabei gestört. Das haben wir alle sehr genossen!
Dienstag, 13. März 2018 – 5. Tag ohne Internet:
Mittlerweile habe ich mich an die Ruhe ohne mein Smartphone gewöhnt. Und ich habe das Gefühl, das mein Kopf viel freier ist.
Heute Nachmittag habe ich allerdings eine kurze Ausnahme gemacht. Bei dem Regenwetter wollte ich einmal kurz bei WhatsApp nachsehen, ob das Fußballtraining stattfindet oder nicht. Und das geht nun mal alles über die WhatsApp Gruppe.
Sobald ich aber dieses Gefühl hatte, etwas nicht zu erfahren, was wichtig ist, konnte ich eine innere Unruhe merken. Denn diese Nachrichten gehen eigentlich alle nur über WhatsApp und Email. Und beides habe ich in dieser Woche nicht. Dieses Gefühl der Abhängigkeit finde ich ehrlich gesagt schon etwas beängstigend…
Unser Großer sagte heute Abend: „Es ist viel schöner, wenn wir kein Computer spielen. Dann machen wir wieder ganz andere Sachen zusammen und gehen auch mehr nach draußen!“ Dieser Satz sagt eigentlich alles aus, was uns der Selbstversuch zeigen konnte!
Und unser jüngerer Sohn sagte: „Mama, wenn ich keinen Computer spiele, dann lese ich, um meine Ruhe zu bekommen!“ Und ganz ehrlich: das ist mir auch viel lieber!
Mittwoch, 14. März 2018 – 6. Tag ohne Internet:
Unser Telefon klingelt wieder öfter und ansonsten ist es mächtig entspannt hier zu Hause. Keine Diskussion über Computerspielen, über die Länge des Medien-Umgangs. Dafür kreative Kinder, die sich fast den ganzen Tag ohne Langeweile eine Beschäftigung im Haus und – bei dem schönen Wetter – auch wieder im Garten suchen.
Mir fehlt fast gar nichts. Klar, dadurch das ich mein Smartphone komplett an die Seite lege, ist es schwieriger mich zu erreichen. Denn wenn ich nicht zu Hause bin, kann ich auch nicht telefonieren. Aber das ist gar nicht so schlimm…
Donnerstag, 15. März 2018 – 7. Tag ohne Internet:
Heute ist der letzte Tag meines Selbstversuches. Ich genieße diesen Tag noch mal sehr.
Freitag, 16. März 2018 – Der Selbstversuch ist beendet. Was hat es mir gebracht?
Heute habe ich mein Smartphone wieder bewusst angestellt. Es waren knapp unter 100 Nachrichten bei WhatsApp, die ich verpasst habe. Aber von keiner ist die Welt untergegangen, dadurch das ich sie nicht gelesen habe.
Ich werde garantiert ab jetzt nicht mehr rund um die Uhr mein Smartphone bei mir haben. Denn so frei wie in den letzten Tagen war mein Kopf schon lange nicht mehr. Wenn man drei- oder viermal am Tag nach seinen Nachrichten schaut, sollte das auch ausreichen. Wenn man dadurch etwas verpassen sollte, kann ich nur den Tipp an alle geben, dass sie öfter mal zum Telefon greifen sollten.
Bei einigen Aktionen mit den Kindern hätte ich gerne Fotos gemacht und meinem Mann oder den Großeltern per WhatsApp zugeschickt. Aber allein durch die Abwesenheit des Smartphones habe ich die schönen Momente viel bewusster genossen. In meinem Kopf kreiste nicht ständig die Frage, ob ich jetzt ein Foto machen soll oder lieber später. Ich habe niemandem in dieser besonderen Zeit eine Nachricht geschickt. Und dadurch war ich viel intensiver bei der Sache. Ich konnte es viel mehr genießen – und die Kinder auch. Es war nur unsere Zeit, die durch nichts und niemanden gestört wurde.
Es ist mittlerweile kurz vor dem Mittagessen und ich hatte noch nicht das Bedürfnis bei Facebook reinzuschauen. Klar ist es immer ganz nett zu sehen, was gepostet wird. Aber die Welt dreht sich in der Tat weiter, wenn man nicht so oft nachschaut. 😉
Ich habe in der Natur viel beobachten können. Gerade in der letzten Woche war ja so schönes Wetter. Die zahlreichen Vögel, die um die Wette zwitschern; die Schildkröten, die langsam aus ihrem Winterschlaf erwachen; außerdem haben wir in den letzten Tagen täglich ein süßes Eichhörnchen bei uns im Garten beobachten können; heute Morgen auf dem Schulweg konnten wir hunderte von Regenwürmern über die Steine kriechen sehen. Ich frage mich wirklich, ob ich es ansonsten auch so wahr genommen hätte, wie jetzt?
Fazit:
Der Selbstversuch hat mir gezeigt, wie wertvoll meine Zeit mit den Menschen ist, die mir viel bedeuten. Ich habe alles bewusster wahrgenommen. Wir haben viel gelacht, viel zusammen gemacht und wir haben zahlreiche, intensive Unterhaltungen – auch mit unseren Kindern – geführt.
Weil niemand durch das Piepen des Smartphones oder von Computerspielen, die noch gewonnen werden wollen, abgelenkt wurde.
Ich persönlich werde mein Smartphone nicht mehr rund um die Uhr bei mir tragen. Sicherlich werde ich mehrmals am Tag draufsehen. Aber ich werde ganz bestimmt nicht mehr planlos durch das Internet surfen oder abends beim Fernseh-Programm WhatsApp Nachrichten verschicken. Denn auch das gemeinsame Fernsehgucken mit den Kindern und meinem Mann am Abend kann ein wunderschönes Ritual werden: gemeinsam auf dem Sofa sitzen, bei Bedarf kuscheln und sich gemeinsam eine Sendung anzusehen, ist etwas ganz tolles! Und auch die gemeinsame Freizeit muss nicht ständig mit Fotos oder Nachrichten über WhatsApp kommentiert und dokumentiert werden.
Ich kann jedem zu einem solchen Selbstversuch raten! Ihr werdet die Zeit genießen! Ich habe sie genossen!
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