Gestern hat unser Sohn aus der Schule einen Zettel mitbekommen. Seine Klasse (er ist jetzt im vierten Schuljahr) startet einen freiwilligen Versuch unter dem Motto „Eine Woche ohne Internet“. Die teilnehmenden Kinder werden ab morgen eine komplette Woche ohne ihr Smartphone, Tablet oder den PC auskommen. Dieser Selbstversuch dient dem Zweck der Eigenreflektion.
Ich bin von der Idee absolut begeistert und unser Sohn nimmt gerne an diesem Versuch teil – obwohl er noch gar kein eigenes Smartphone besitzt. Auch ich werde ab morgen eine Woche ohne Internet leben. Mein Smartphone wird weggepackt, Facebook bleibt eine Woche ruhen und auch das Internet wird ebenfalls problemlos eine Woche ohne mich auskommen.
Die spannendere Frage dabei ist: werde ich es problemlos schaffen eine Woche ohne Internet auszukommen? Es ist so leicht, mal eben etwas zu googlen oder Ausmalbilder für die Kinder auszudrucken. Es ist schön bei Facebook zu lesen, was die anderen so machen. Und es ist absolut praktisch schnelle Fragen über WhatsApp zu klären. Es ist ein Luxus über die Kicker-App zu erfahren, wenn mein Lieblingsverein ein Tor geschossen hat und auf welchem Tabellenplatz er gerade steht. Zudem ist es erholsam sich kurz bei einem kleinen Spielchen auf dem Smartphone zu erholen…
Ich bin jetzt schon gespannt, wie es sich anfühlen wird, wieder ziemlich unabhängig zu sein. Denn wenn wir ehrlich sind, hat uns das Smartphone fest im Griff. Es ist bei den meisten Leuten zu beobachten, dass sie innerhalb kürzester Zeit zu Ihrem Smartphone greifen, sobald es eine Nachricht ankündigt. Wie oft nimmt man es in die Hand, ohne einen besonderen Grund dafür zu haben? Lässt man nicht sogar die Kinder, den Partner oder Freunde einfach stehen, nur um eine (wahrscheinlich) unwichtige Nachricht zu lesen? Wie viele besondere Momente werden mir in dieser Woche geschenkt, die ich mit Smartphone vielleicht gar nicht wahrnehmen würde? Wie werde ich den Samstag überstehen, ohne ständig in der Kicker-App nachlesen zu können, wie es beim Fußball steht?
Ich bin mir sicher, dass die Woche ohne Internet sehr schwer wird. Aber ich bin mir auch absolut sicher, dass diese Erfahrung eine Bereicherung sein wird. Ich bin davon überzeugt, dass viel intensivere Gespräche mit meiner Familie zustande kommen werden, da sich niemand durch das Piepen des Smartphones ablenken lässt. Vielleicht werde ich auch wertvolle Telefonate führen mit Menschen die mir wichtig sind – einfach weil ich nicht mal eben alles per WhatsApp klären kann. Und ganz ehrlich, muss man wirklich der erste sein, der erfährt, wenn bei einem Bundesliga-Spiel ein Tor gefallen ist?
Auch diese kleinen Momente, in denen man mal bei einer Tasse Kaffee oder Tee durchatmen möchte, werden derzeit häufig durch das Smartphone geprägt. Hier kurz etwas gucken, da schnell was checken – aber warum nutzt man die Zeit nicht einfach zum durchatmen? Mal aus dem Fenster schauen, sich über den kommenden Frühling freuen, die Vögel im Garten beobachten? Einfach mal den Kopf frei bekommen. Und genau diese Momente sind für mich der ausschlaggebende Punkt gewesen, mich an diesem Versuch ebenfalls zu beteiligen.
Ich werde mir jeden Tag kurze Notizen machen, meine Gefühle aufschreiben und hoffentlich nach der Woche zu dem Entschluss kommen, dass es wirklich wichtigeres im Leben gibt, als das Internet – und dadurch den Internet-Konsum reduzieren. Und zwar um in der realen Welt zu leben und Zeit mit den Menschen zu verbringen, die mir wirklich viel bedeuten.
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